Zu aufregenden Kämpfen und einem Führungswechsel kam es in der 6. und vorletzten Runde der Stadtmeisterschaft.


„A Bauer is a Bauer“ – Marco Holzberger vs. Martin Simon
Turnier-Neuling Marco Holzberger hat bislang ein sensationelles Turnier gespielt (DWZ-Performance 2091!). Zum Teil erreichte er das gegen erfahrene Gegner, indem er ihnen ungewöhnliche Eröffnungen oder Positionen präsentierte, bei denen seine Gegner leicht das Gefühl bekommen konnten „gegen einen Nobody muss das doch zu gewinnen sein“, was dann gegen den taktisch alerten Marco die Niederlage heraufbeschwor:
- in Runde 1 lud er Simon Koberstein zu einem vermeintlich tödlichen Königsangriff ein, bis Simon überspannte und letztlich verlor.
- in Runde 2 hielt er die Stellung lange nahe am Gleichgewicht, bis Wolfgang Brunner mit einem Trick glaubte, Bauernverlust verhindern zu können, dabei aber selbst in eine Verlusttaktik stolperte.
- In Runde 3 verfolgte er gegen Ivan Krushevsky eine riskante Eröffnungsstrategie, die hätte ins Auge gehen können. Doch die entstehende hochtaktische Stellung hatte er besser im Griff als sein Gegner, der 2 mal danebengriff und letztlich verlor.
Gegen Martin wirkte es fast so, als wolle Marco ihn wieder mit unkonventionellen Eröffnungsmethoden zu überstürzten Aktion provozieren, landete doch im 8. Zug ein weißer Bauer auf a6, der dort nur auf seinen viel zu frühen Tod warten konnte. Doch wer Martins Spielweise seit Jahren verfolgt, weiß, dass ihm kaum etwas größere Freude bereitet als ein gesunder Mehrbauer.

der bereits im 15. Zug von a6 verschwand. Hier beging Marco mit 28. Sd4?? eine
spielentscheidende Ungenauigkeit, weil Martin nach dem Springertausch
einen gedeckten Freibauern auf c4 und die Kontrolle über die b-Linie erhält.
Auch wenn Martin in der Folge nicht den einfachsten Weg zum Sieg wählte und damit die Zuschauer und v.a. Andi Hierl in Atem hielt, war letztlich die Konversion in einen Sieg kein Problem mehr.
„Attacke!“ – Andi Hierl vs. Ivan Krushevsky
Die Aussicht, Marco mit einem Sieg gegen Ivan als alleinigen Tabellenführer abzulösen, sollte dieser gegen Martin verlieren, muss Andi eine besondere Motivation gewesen sein. Jedenfalls machte schon in der Eröffnung klar, dass er es auf Ivans König abgesehen hatte.

warten nur darauf entfesselt zu werden, was Andi mit 28. e5! auch tut.
Nach weiteren 18 Zügen ist Schwarz von seinen Leiden erlöst.
Mit diesem überzeugenden Sieg ist Andi an die Tabellenspitze gerückt, wo es allerdings weiterhin verdammt eng bleibt.
„Imitation Game“ – Noah Sellger vs. Thomas Hummel
Wer einige von Thomas‘ Partien gesehen hat, weiß, dass der es liebt, geschlossene Stellungen zu „kneten“, bis der Gegner vom Stuhl fällt oder einen Fehler macht. So auch in der Partie gegen Noah Sellger, dem man eigentlich nur den Vorwurf machen kann, Hummel-Dinge zu tun, ohne Hummel zu sein.

Noah nicht gewohnheitsmäßig mit dem König hin und her ziehen dürfen,
weil jetzt 41. Sxg4! einen Bauern gewinnt (die weiße Dame ist ungedeckt),
und er Bauer h5 auch noch fallen wird.
Beim Ausnutzen dieser kleinen und seltenen Gelegenheiten hat Noah in Thomas seinen Meister gefunden.
„Finessen“ – Noah Lehner vs. Christian Junker
Spektakulär verlief der Fight zwischen Noah Lehner und Christian. Eingangs des Mittelspiels sah es so aus, als könne Noah Christian auf der h-Linie überrumpeln (wie es dieser schon am jüngsten Bezirksliga-Spieltag erleiden musste).

hielt mit 20…g5 die h-Linie geschlossen und startete seinerseits
einen Konter auf der geöffneten g-Linie…

aber der schwarze König wird sich nach dem bald folgenden h5-h6
im Eck sehr unwohl fühlen und Noah Chancen verschaffen.
Die folgende Stellung des Springerendspiels gehört ins Kuriositätenkabinett und ist ein Leckerbissen für Studienfreunde:


Sd5+ und Verlust des Bauern e7 nicht geschlagen werden kann (durch
den Tempoverlust Se8? kann Weiß den Bauern noch am Vormarsch nach c3 hindern).
So muss der wK in der Nähe des Bauern bleiben und kann seinen
Bauern nicht unterstützen….

ganz ruhig 47…Kh8!! (48.Sxf6 Patt). Auch 48.Sd6 Kg8 49.e8D Sxe8 Sxe8
führt zu nichts, weil der weiße Bauer auf h6 nicht zu retten ist und
Weiß nur mit dem Springer nicht gewinnen kann.
„Hui und Pfui“ – weitere Partien
Jozef Smyk erwies sich für Vinzenz Schilay als eine Nummer zu groß, Im Sturm auf den offenen König auf a1 ging Vinzenz in 33 Zügen unter. Jozef rückt damit auf 1 Punkt an die Spitze heran, auch wenn seine Chancen auf die Tabellenspitze mikroskopisch klein sind.
Nikalas Derichev erwies sich gegen Dominik Maier als zu großzügig im Umgang mit seinem Material und Dominik konnte souverän verwandeln.
André Stettinger müsste seine Sattelfestigkeit in den „goldenen Eröffnungsregeln“ nochmal verbessern, will er nicht nochmal so in der Eröffnung untergehen wie gegen Martina Götz.
Wolfgang Brunner hatte gegen Niklas Rebler leichtes Spiel, weil sich Niklas auf irrwitzige Abtausch-Schlagfolgen einließ und dabei zeitweilig den Überblick verlor und Material einbüßte.
Auslosung Runde 7

Die 7. Runde findet am 13.12.2024 statt!
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