Stadtmeisterschaft 2024 Runde 2

Posted by Mattias Birkner in Allgemein, Saison 23/24, Saison 23/24, Turniere 23/24, Turniere 23/24 | Kommentare deaktiviert für Stadtmeisterschaft 2024 Runde 2

Kämpferisches Schach und zwei handfeste Überraschungen bot uns die gestrige zweite Runde der Stadtmeisterschaft 2024.

Gut aus der Eröffnung kam Elisabeth Blomeier gegen Noah Sellger, der anfangs stark unter Druck geriet, dann aber zum Gegenschlag ausholte.

Einen gesunden Mehrbauern und Springerdominanz am Damenflügel
erspielte sich Elisabeth gegen Noah. Später kam noch ein
Qualitätsgewinn hinzu, aber Noahs Läuferpaar und Damen fielen
über den weißen König her…

Angesichts des Damenflügelzusammenbruchs blieb Noah nicht weiter als die Stellung aufzureißen und auf Königsjagd zu gehen.

Wer sieht ein forciertes Matt in 5 Zügen? Noah wickelte
stattdessen in ein gewonnenes Endspiel ab.
(Lösung: 1.Df3+ Kg1 2.Lh3! das Matt auf g2 lässt sich nur
durch Tg6 hxg6 verzögern, weil Damenzüge entweder
auf f1 oder d1 (nach Df2) zum Matt führen.

In der Partie von Niklas Rebler gegen Martina Götz versuchte Niklas mit einem nicht korrekten Springeropfer Martinas König in die Bredouille zu bringen.

9. Lh6 sieht gefährlicher aus als es ist. Wohin soll der
schwarze Turm nur ziehen? Beispielsweise scheitert
9….Tf7 an Dg8+ Ke7 und Lg5+ mit Damengewinn.
Zwar fand Martina den einzigen stabilisierenden Zug 9… Dh4!
mit Fesselung des Lh6 und der Drohung Sf7 (die sie allerdings nicht mehr fand).

Schließlich zahlte sich Niklas Wagemut aus, weil Martina nicht die Sequenz von einzigen Zügen fand, die ihr zum Sieg verholfen hätten. Vielleicht müsste man in Anlehnung an den früheren Weltmeister Michail Tal sagen:“ Es gibt korrekte Opfer und Reblers Opfer.

In der Partie von Marco Holzberger gegen den Stadtmeister von 2022 Wolfgang Brunner ging es anfangs recht ausgeglichen zu, und Wolfgang konnte sich zum Mittelspiel einige positionelle Pluspunkte ansammeln.

nach 24.a4 sprechen der schwache Bauer auf d4 und die
Bauernstruktur eigentlich eher für Wolfgang, der sich jedoch
mit 24…Lf4 für einen überstürzten Gewinn des Bauern entschied

und in eine Falle tappte:25. Db3 Dxd4? 26. a5 Dc4?? 27. Dxc4 Sxc4 28.Ta4!
Stattdessen hätte das ruhige 24…a5 die Lage beruhigt und das
Spiel für Weiß deutlich erschwert.

Eigentlich ist Wolfgang vom Spielertyp ein „Kneter“, der es versteht, kleine Vorteile bis zur Entscheidung durchzukneten, durch das untypische taktische Übersehen im 26. Zug verlor er jedoch eine ganze Figur gegen für zwei Bauern und stellte kurz darauf noch einen Turm durch eine Läufergabel ein – die erste Überraschung des Abends war perfekt! Wolfgangs junger Gegner, der sich vor allem durch Online-Schach auf dem Laufenden hält, zeigte sich taktisch hellwach – eine Warnung an seine künftigen Gegner.

Für die zweite Überraschung des Abends sorgte Thomas Hummel (aka die „Wundertüte“, weil mal hopp und mal topp) gegen Jozef Smyk (aka der „Favorit“, weil er eigentlich immer irgendwie der Favorit ist).

In einer ziemlich geschlossenen Stellung übersah Jozef überraschend einen taktischen Schlag von Thomas, der diesem gleich zwei Mehrbauern im Zentrum brachte. Jozef reagierte mit einem Qualitätsopfer, weil er sich so mehr „Beinfreiheit“ für sein Läuferpaar bei dem geöffneten Zentrum versprach.

Nach 18…Lc8?? funktioniert 19. Sxd5 exd5 20. Lxd5+ Kh8 21.Lxc6,
wonach sich Jozef für 21…Txc6 entschied.

Thomas unterband durch Opferangebot konsequent jedes aktive Gegenspiel und allmählich wurde Jozefs bedauerliche Stellung hoffnungslos.

Jozef hatte eben das Qualitätsopfer auf c6 mit 23…Dd7 verschmäht.
Thomas‘ Reaktion mit 24. d5! ist stark und korrekt, weil
(a) nach Lxc6 der verbleibende schwarzfeldrige Läufer überall auf Granit beißt
(b) auch wenn der Tc6 nicht geschlagen wird, der Lb7 durch den Bauern
d5 gehemmt bleibt.

Zum Schluss noch eine lehrreiche Stellung aus der Partie von Andi Hier (aka der „Hoffnungsträger“) gegen „Veni-Vidi-Vinzi“ Schilay zum Thema „warum man dem Gegner nicht einfach das Zentrum überlassen sollte, insbesondere, wenn man noch nicht rochiert hat und die Figuren nicht aktiv entwickelt sind„:

Nach dem natürlichen und späten 11…O-O ist die schwarze
Stellung nach 12. Te1 schon komplett verloren, weil
(a) entweder eine Figur verloren geht (es droht e5), oder
(b) der schwarze Königsflügel komplett zerstört wird (wenn
die Dame den Sf6 mit Dd7 entfesselt.

Vor dem 3. Spieltag am 11.10. müssen noch zwei Partien nachgespielt werden.

Runde 1

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