Weltmeisterschaft 2013 – Lorenz Schilay in der U12 am Start

Posted by Sebastian in Jugend 13/14 | Kommentare deaktiviert für Weltmeisterschaft 2013 – Lorenz Schilay in der U12 am Start

20131217_JugendWM2013Die diesjährigen Jugend-Weltmeisterschaften finden vom 17. – 29. Dezember in Al-Ain (Vereinigte Arabische Emirate) statt und zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nimmt ein Spieler des SK Neumarkt teil! Lorenz Schilay konnnte dank seiner hervorragenden Ergebnisse in den vergangenen Monaten die Qualifikationskriterien des Deutschen Schachbundes erfüllen und erhielt vom Bundesnachwuchstrainer das Startrecht in der U12. Dort treten 209 Spieler aus aller Welt an und Lorenz befindet sich an #130 der Setzliste. Topgesetzt sind der Amerikaner Ruifeng Li (2293) sowie der Russe Andrey Esipenko (2287/er wurde letztes Jahr Europameister in der U10 in Prag), der Deutsche Meister Julian Martin (Baden Baden) befindet sich an #54. Für Lorenz geht es wie schon bei der Europameisterschaft in Prag vergangenes Jahr darum wichtige internationale Erfahrungen zu sammeln und ansonsten das Abenteuer WM zu genießen.

Gestern Abend ging es per Nachtflug in die Emirate, heute Abend um 20h findet die Eröffnungsfeier statt. Start der 1. Runde ist am Mittwoch um 15h Ortszeit (Al-Ain ist 3h voraus!).

Update: Mit einem starken Endspurt und 2,5/3 gab es für Lorenz noch ein versöhnliches Ende in der Wüste. Mit letztlich 5 Punkten landete er auf Rang 144, wobi die konkrete Platzierung keine so große Rolle spielt, angesichts der Tatsache, dass man mit einem halben Zähler gleich 30-40 Plätze weiter vorne landet. Er hat ein gutes Turnier gespielt ohne größere Fehler, leider fehlte ein wenig das Quentchen Glück.

Mehr Informationen findet man auf der Turnierseite


Tag 1:
In der Auftaktpartie gegen den starken Amerikaner Nicolas Checa kam Lorenz ohne Probleme ins Mittelspiel, hätte vielleicht sogar aggressiver gegen den unrochierten König vorgehen sollen. Im Endspiel mit je zwei Türmen und einer Leichtfigur büßte Lorenz zunächst einen Bauern ein, gewann diesen dank aktivem König aber wieder zurück. Das Bauernendspiel war Remis, aber Lorenz fand in Zug 53 nicht den einzig korrekten Zug und musste kurz darauf aufgeben. Nicolas liegt nach 5 Runden übrigens mit 4,5/5 auf Rang 4!

Tag 2:
Gegen den Tadschiken Amonulloi Ilhom gingen beide am Königsflügel zu Werke. Nachdem die f-Bauern getauscht waren verblieb der Gegner mit einem Isolani auf e4, der ein Angriffsziel hätte sein können. Lorenz zog aber die vorsichtigere Variante vor und nach 50 Zügen einigte man sich in ausgeglichener Stellung remis.

Tag 3:
Lorenz kam gegen den Russen Daniel Gasparyan sehr gut aus der Eröffnung, verpasste jedoch leider in Zug 12 ein mögliches Figurenopfer mit Bauerngewinn und sehr guten Gewinnchancen. So verflachte in der Folge sein Vorteil und im Mittelspiel hatte er etwas Glück, dass sein Gegner einen Bauerngewinn inklusive unnötigem Damentausch spielte, sonst hätte Lorenz wohl schwer zu kämpfen gehabt. So konnte er den gegnerischen Freibauern später einheimsen womit das Turmendspiel Remis war.

Tag 4:
Heute stand die einzige Doppelrunde in diesem Turnier auf dem Programm, das hieß Rundenstart war schon um 9h. Gegen den US-Amerikaner Annorjan Naguleswaran manövrierte Lorenz zunächst seinen weißfeldrigen Läufer ins Abseits und büßte einen Bauern ein. Später hatte er Glück, dass sein Gegenüber bei einem Zwischenzug von Lorenz seinerseits einen feinen Zwischenzug übersah. Danach gab es viel Geplänkel im Doppelturmendspiel, aber angesichts ungelichfarbiger Läufer war ein Remis noch in Reichweite. Aber mit einem größeren Fehler in Zug 59 war das Endspiel nicht mehr zu halten.
Doch obwohl diese Niederlage angesichts einer weiteren Partie wenige Sunden später zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt kam, feierte Lorenz gegen Ghanem Al Shamarai aus Qatar seinen WM-Premierensieg (Live-Übertragung). Lorenz gewann im Mittelspiel einen Bauern und nutzte seine aktiveren Figuren um zwei weitere zu erobern. Später musste sein Kontrahent seinen Springer geben um Matt zu verhindern und als er auch noch seinen Turm einstellte hatte er genug.

Tag 5:
Gegen den Japaner Yuto Otawa spielte Lorenz gegen Ende der Eröffnung einen falschen Zug und kam danach in arge Bedrängnis. Zum Glück übersah sein Gegenüber einen taktischen Schlag und Lorenz rettete sich trotz Königs in der Brettmitte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und remisierte.

Tag 6:
Eine spannende und teilweise sehr unübersichtliche Partie lieferte sich Lorenz heute mit dem Chinesen Zeng Lingqi. Im Mittelspiel stand Lorenz aussichtsreich und kam zu einem Freibauern auf d6. In der sehr taktisch geprägten Stellung gab es schwer zu rechnende Gewinnvarianten die leicht zu übersehen waren. Nachdem sich der Rauch verzogen hatte fand sich Lorenz plötzlich in einem schlechteren Endspiel wieder. Die einzig möglich Remisvariante brachte die Computeranalyse zum Vorschein, so stand am Ende leider Niederlage Nummer drei.

Tag 7:
Gegen den Norweger Tor Fredrik Kaasen probierte Lorenz heute eine neue Eröffnung aus, um des Gegners Vorbereitung ins Leere lauen zu lassen. Dies ging leider im Mittelspiel schief und Lorenz konnte dem gegnerischen Angriff nichts mehr entgegensetzen.
Da die Runde diesmal schon um 10h angepfiffen wurde, war am Nachmittag Zeit für eine Erkundungstour mit der deutschen Delegation in die Wüste. Eine Jeep-Safari, Kamelreiten und Abendessen unterm Sternenhimmel waren die Highlights.

Tag 8:
Nach acht Runden an sieben Tagen stand heute der einzige Ruhetag auf dem Programm. Dies nutzten Lorenz und Angelika zusammen mit Johannes und Jana Schneider, Christian und Maximilian Paul Mätzkow sowie Moritz Weishäutel mit Mama zu einem Trip nach Dubai. Es gab zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu begutachten und am Abend gab es eine Schiffsfahrt bei Sonnenuntergang.
Bilder hiervon gibt es im Blog von Johannes Schneider (SpVgg 1946 Stetten).

Tag 9:
Mit frischen Kräften nach dem Ruhetag ging es in die neunte Runde. Allerdings hatte Lorenz mit dem Chinesen Xi Ziyang sicher nicht den Leichtesten Gegner zugelost bekommen. Wie schon gegen den Japaner Yuto geriet Lorenz in der Eröffnung unter Druck, hatte aber seine Lehren aus dieser Partie gezogen und eine bessere Fortsetzung gefunden wonach er sich schnell konsolidieren konnte. Im Endspiel mit Turm + Läufer gegen Turm + Springer hatte Lorenz mit einem Mehrbauern eine aussichtsreiche Möglichkeit, hatte aber viel Respekt vor dem weit vorgerückten Freibauern des Gegners. So bekam der Chinese den Bauern zurück und am Ende neutralisierten beide die gegnerischen Bauern zum Remis.

Tag 10:
Heute gelang Lorenz gegen den Kenianer Sumit Satish Deshpande der ersehnte zweite Sieg. Im frühen Mittelspiel gewann Lorenz die Qualität, was eine zweischneidige Stellung zur Folge hatte. Mit einem schönen Damenopfer brachte sich Lorenz auf die Siegerstraße, hatte er doch beide Türme und einen Springer aufzubieten. Zwar musste er seinen Springer für einen gefährlichen Freibauern opfern, konnte dann aber den Tausch Dame gegen beide Türme erzwingen und lief mit seinem Freibauern ungehindert durch.

Tag 11:
Zum Abschluss bekam es Lorenz mit FM Ritvik Pendyala aus Kenia zu tun, der immerhin schon den Titel eines Afrikameisters erringen konnte. Gegen dessen b3 kam Lorenz sofort in eine gute Stellung und schon nach 13 Zügen hatte er eine Figur erobert. Später waren die weißen Figuren derart paralysiert, dass der schwarze König in aller Ruhe von c8 nach e2 wandern und damit die entscheidende Bauernumwandlung unterstützen konnte.

Fazit:
Lorenz spielte bei seiner WM-Premiere ein gutes Turnier und landete im Zielkorridor (5-6 Punkte waren erhofft). Die eine oder andere Chance ließ er leider aus und bei einer WM werden halt bereits kleine Fehler gnadenlos bestraft. Mit 5/11 klassierte er sich letztlich auf Platz 144, allerdings hätte ihn schon ein Punkt mehr auf die Ränge 70-80 vorgespült. Für ihn war das Turnier eine großartige Erfahrung von der er im weiteren Verlauf seiner Schachkarriere sicher noch profitieren kann.

Ein herzliches Dankeschön geht an die Stadt Neumarkt und Oberbürgermeister Thomas Thumann, die Stadt Velburg mit Bürgermeister Bernhard Kraus, die Raiffeisenbank Neumarkt, die Michael und Waltraud Fuchs Stiftung, BioMarkt Dinkelähre, den Schachkreis Mittelfranken-Mitte sowie die Bayerische Schachjugend für die großzügige Unterstützung, die das Abenteuer WM erst ermöglicht hat!

Ergebnisse:
R1: Schilay Lorenz (1611) – Checa Nicolas (USA/2053) 0:1
R2: Ilhom Amonulloi (TJK) – Schilay Lorenz (1611) remis
R3: Schilay Lorenz (1611) – Gasparyan Daniel (RUS) remis
R4: Naguleswaran Annorjan (USA) – Schilay Lorenz (1611) 1:0
R5: Schilay Lorenz (1611) – Ghanem Al Shamari (QAT) 1:0
R6: Otawa Yuto (JPN) – Schilay Lorenz (1611) remis
R7: Schilay Lorenz (1611) – Zeng Lingqi (CHN) 0:1
R8: Kaasen Tor Fredrik (NOR) – Schilay Lorenz (1611) 1:0
R9: Xi Ziyang (CHN) – Schilay Lorenz (1611) remis
R10: Schilay Lorenz (1611) – Deshpande Sumit Satish (KEN) 1:0
R11: FM Pendyala Ritvik (KEN) – Schilay Loernz (1611) 0:1

Bericht im Neumarkter Tagblatt

Bericht in den Neumarkter Nachrichten

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