
Am heutigen Sonntag trafen sich Lorenz Schilay und Ralf Seitner im Gesindehaus, um das Pokalfinal-Rückspiel auszutragen, das nötig wurde, weil Lorenz das erste Finalspiel gewonnen hatte.
Ralf zeigte sich mit Schwarz gut vorbereitet auf Lorenz Leib- und Magenvariante und erreichte bald eine aussichtsreiche Angriffsstellung bei heterogenen Rochaden, die der Computer mit minus zwei bewertet (also bei bestem Spiel so gut wie gewonnen).

aber Lorenz kann noch alles zusammenhalten.
Unmittelbare Drohungen konnte Ralf allerdings nicht aufstellen. Erst als sich der Pulverdampf gelegt hatte, und die Damen getauscht waren, hätten die strukturellen und positionellen Schwächen in Lorenz Stellung für das KO sorgen können.

Nach Lorenz Fehler 34. h3? hätte Ralf mit dem schwierigen 34…Tg6!
entscheidenden Vorteil erringen können, weil der wichtige
Verteidiger Lb6 auf ein ungünstiges Feld gezwungen (a5) oder
abgetauscht würde (auf c5). In jedem Fall wird nach der Öffnung
der e-Linie (durch exd4) die Fesselung des Se4 problematisch für Weiß.
Das alles ist schwer zu sehen und so zog Ralf hier 34…exd4? und ließ
die Chance verstreichen.
In der Folgemusste Ralf angesichts des starken Druck der weißen Türme sogar eine Qualität geben (Turm gegen Läufer), allerdings bekam er dafür einen starken Freibauern auf der b-Linie, der letztlich das Remis sicherte.

kann den h-Bauern immer aufhalten. Der weiße Turm
und König muss in der Nähe des Bauern b2 bleiben.
Also Remis.
Ein ausgekämpftes Remis mit beiderseitigen Chancen. In beiden Finalpartien hatte Ralf die Möglichkeit, den Pokal zu holen, konnte sie aber nicht nutzen.
Tiebreak
Nun musste also der Blitz-Tiebreak eine Entscheidung bringen. Ein Minimatch über 2 Blitzpartien (3 Minuten + 2 Sekunden Inkrement). Die erste Partie folgte dem Vorbild der heutigen klassischen Partie, Ralf konnte starken Druck auf der g-Linie gegen den weißen König entfalten. In höchster Zeitnot griff Lorenz fehl und erlaubte ein Damenopfer, das zum Matt führte. 1-0 für Ralf.
Unter Siegzwang opferte Lorenz in der zweiten Partie mit Schwarz bereits im 5. Zug einen Springer für den Zentralbauern e4. Ein an sich fragwürdiges Opfer aber matchtechnisch völlig korrekt, da nun Ralf höllisch aufpassen musste, in der hochkomplizierten Stellung nicht in ein Mattnetz zu laufen. Sein König hatte schon zu Fuß die Flucht von e1 nach b4 angetreten, wo ihn dann das Matt ereilt hätte, wäre nicht vorher Ralfs Zeit verbraucht gewesen. Ausgleich 1-1.
Damit kommt es also zum Elfmeterschießen des Schachs, der Armageddon-Partie. Ralf mit Schwarz bekommt 4 Minuten gegen Lorenz 5 Minuten (jeweils ohne Inkrement), dafür muss Lorenz gewinnen, da im Falle eines Remis, Ralf Pokalsieger wäre.
Die Eröffnung verlief ohne Aufreger und nach etwa 3 Minuten war Lorenz Zeitvorteil schon abgeschmolzen, ohne dass er großen Vorteil nachweisen konnte. Allerdings konnte Lorenz einen sogenannten „Sargnagel-Bauern“ auf h6 einhämmern und mit Turm und Springer lästig um den schwarzen König herumtänzeln.

und es droht Txh7 Matt. das sogenannte „arabische Matt“. Ralf
findet noch die Verteidigung Sf8! mit Gegenangriff auf den Turm
und Deckung von h7. Aber Lorenz hübsches Tg7! beendet danach die Partie,
weil das Matt auf g8 oder h7 nicht mehr gleichzeitig zu decken ist..
Somit können wir also Lorenz Schilay zum ersten Pokalsieger des Schachklubs Neumarkt ausrufen, gleichzeitig der einzige Spieler, der im Turnier ungeschlagen blieb! Herzlichen Glückwunsch!
Fazit
Das erste Doppel-KO-Turnier des Schachklubs war aus meiner Sicht ein schöner Erfolg mit zahlreichen spannenden Begegnungen und Tiebreaks. Die verkürzte Bedenkzeit machte die Austragung an den Freitagabenden zu einem entspannten Event, auch wenn einige Spieler später meinten, für Toilettenpausen nach dem 40. Zug müsse man im Prinzip Timeouts einführen. Aber bei der Tour de France gibt es auch keine Toilettenpausen, da pinkeln die Fahrer vom Rad (zugegeben: im Schachklub nicht zur Nachahmung empfohlen). Nach insgesamt 31 Partien ergibt sich folgender
Endstand Vereinspokal 2024
