Deutsche Meisterschaft 2012 – Lorenz Schilay holt starken fünften Platz!

Posted by Sebastian in Jugend 11/12 | Kommentare deaktiviert für Deutsche Meisterschaft 2012 – Lorenz Schilay holt starken fünften Platz!

Foto: Deutsche Schachjugend

Vom 26.Mai bis 3.Juni finden in Oberhof die Deutschen Meisterschaften der Jugend statt und zum ersten Mal hat sich ein Neumarkter Spieler für die Deutsche qualifiziert. Lorenz Schilay mißt sich als amtierender Bayerischer U10 Meister mit den besten Spielern aus ganz Deutschland. Im 88-köpfigen Teilnehmerfeld ist Lorenz an Position #10 gesetzt und wir dürfen gespannt sein wie er sich bei seiner Premiere schlagen wird.
Von Samstag bis Montag wird auch Maria Schilay unsere Farben in Oberhof vertreten. Sie tritt im KIKA-Turnier (Jahrgang 2003 und jünger) an, das dieses Jahr eine Rekordbeteiligung aufweist und zwar sowohl quantitativ (68 Teilnehmer nach 34 im Vorjahr!) als auch qualitativ (6 Spieler über 1000 DWZ, 38 mit Wertungszahl).

Alle Infos findet Ihr auf der Turnierseite – Daumen drücken!

UPDATE: In der letzten Runde am Spitzenbrett einer Deutschen Meisteschaft, was für ein Turnier für Lorenz Schilay! Leider blieb das absolute Sahnehäubchen verwehrt: gegen den topgesetzten Maximilian Paul Mätzkow (ESV „1949 Eberswalde“/1696) büßte Lorenz zunächst einen Bauern ein und nach einem Quali-Verlust war nichts mehr zu retten. Schon ein Remis hätte für einen sensationellen dritten Rang gereicht, aber auch Platz 5 ist ein überragendes Ergebnis! Acht Siege (zusammen mit Jan-Okke Rockmann und Luis Engel die meisten) und nur drei Niederlagen – so eine Bilanz bei der DEM-Premiere kann sich wirklich sehen lassen.
Ab ca. 19h findet die große Abschlussfeier mit den Siegerehrungen statt, bei denen auch Lorenz auf die große Bühne darf. Dies könnt Ihr im Liveblog verfolgen.


Anreisetag:
Am Samstag machten sich neben Familie Schilay auch Sebi und David – nach einem kurzen fussballerischen Intermezzo beim Zabo-Triathlon – auf den Weg gen Oberhof. Da die A73 mittlerweile komplett ausgebaut ist, dauerte die Anfahrt nur knapp über zwei Stunden (lustigerweise ist die Fahrt zur Bayerischen länger als die zur Deutschen…) und wir kamen kurz nach 15h am Panorama Hotel in Oberhof an. Dort war in der Empfangshalle bereits großes Gewusel, denn es galt über 500 Spieler und nochmal soviele Eltern, Geschwister, Betreuer usw. zu registrieren.
Vor dem Hotel versammelten sich bereits die Teilnehmer des KIKA-Turniers, denn diese mussten bereits am Samstag eine Runde spielen. Aufgrund der Rekordbeteiligung war für die Jüngsten diesmal kein genügend großer Spielsaal im Hotel mehr frei, so dass man das Turnier in das Haus des Gastes verlegte. Dort begrüßten nach einem kurzen Fußmarsch die Deutsche Schulschachreferentin Kirsten Siebarth und der ehemalige 1.Vorsitzende der DSJ Patrick Wiebe die 71 Teilnehmer. Da das Turnier unter dem Motto „Pokemon“ stand, traten die beiden als Pikachu und Zaptos auf. Auch DSJ Geschäftsführer Jörg Schulz sprach ein kurzes Grußwort und wünschte allen Kindern viel Spaß. Und natürlich durfte auch Chessy – das Maskottchen der DSJ – nicht fehlen. Chessy mahnte die Kinder noch einmal gut zu überlegen und langsam zu spielen, ehe die Uhren zur ersten Runde frei gegeben wurden. Maria die sich an #7 der Setzliste befand, bekam es in Runde eins mit Bao Anh Le Bui (vereinslos) zu tun und konnte sich souverän durchsetzen.
Danach hieß es erst mal Essen fassen. Während sich Familie Schilay in der Ferienwohnung selbst versorgte, genossen Sebi und David das Hotelessen inklusive längerem Schlangestehen am Buffet…
Um 19:30h begann in der Eventhalle die traditionelle Eröffnungsfeier. Moderator Rafael Müdder und Jörg Schulz begrüßten die über 1.000 Zuschauer und erklärten den Turnierablauf. Daraufhin folgte das Highlight aus Neumarkter Sicht: unser Siegerbeitrag des DSJ-Videowettbewerbs zum Thema „Mädchen + Schach = ?“ wurde abgespielt und Sebi wurde auf die Bühne gerufen um den Preis entgegenzunehmen.
Anschließend gab es eine Premiere: mit Herbert Bastian sprach erstmals der amtierende DSB-Präsident ein Grußwort und nahm dabei gleich Bezug auf unser Video! Danach stand der Einmarsch der Länder ganz im Stil der Olympischen Spiele mit Fahnenträger auf dem Programm, ehe die Ehrung der Spieler und des Trainer des Jahres über die Bühne ging. Dabei konnte sich in der U20w mit Hanna-Marie Klek ein Aushängeschild der SJM durchsetzen. Ihr wurde dann auch die Ehre zuteil die Meisterschaft offiziell zu eröffnen.
Nach der Eröffnungsfeier statteten Lorenz und Sebi noch dem BSJ-Trainer Thomas Walter (SC Erlangen 48/88) einen Besuch ab, um noch einige Sachen für die erste Partie durchzugehen. Anschließend ging es für Lorenz ins Bett, wohingegen Sebi und David den Tag noch zusammen mit Herrmann Krauß (NT Nürnberg) bei einem Bier ausklingen ließen.

Tag 1:
Sonntag, 27.Mai 2012, 9:00h – ein historischer Moment: Lorenz Schilay führt den ersten Zug eines Neumarkter Spielers bei einer Deutschen Meisterschaft aus. Seine Gegnerin Leyla Baladjaev (TuS Makkabi Wiesbaden/1113) ist zwar nur an #54 der Setzliste positioniert, durfte aber nicht unterschätzt werden, war sie doch als bestes Mädchen Dritte bei den Hessischen U10 Meisterschaften geworden. Leyla überraschte Lorenz mit einem verzögerten Damengambit, so dass er nicht seine gewohnten Varianten spielen konnte. Als nach 18 Zügen sein Springer auf b7 stand und der Läufer auf c8 eingesperrt war, sorgten wir uns um einen gelungenen Auftakt. Allerdings zeigte sich die Computerbewertung unbeeindruckt und sieht Schwarz teilweise sogar in Vorteil, obwohl der weiße Angriff am Königsflügel sehr gefährlich aussah. Lorenz investierte viel Bedenkzeit und konnte sich langsam befreien. In seiner Zeitnot ließ sich seine Gegnerin zum schnellen mitziehen hinreißen und stellte nach der Zeitkontrolle obendrein einen Läufer ein. Dies ließ sich Lorenz natürlich nicht mehr nehmen, holte sich eine Dame und setzte matt. Damit war der erste Punkt bei einer Deutschen im Sack!
Am Nachmittag ging es gegen den badischen Vizemeister Maximilian Vaintroub (SK Mannheim-Lindenhof 1865/1302), #31 der Setzliste. Es kam ein Sizilianer aufs Brett und Lorenz bewegte sich sofort auf bekanntem Terrain. Im Mittelspiel konnte er einen Springer mit g4 angreifen, der an die Deckung einer Figur gebunden war und somit eine Figur für zwei Bauern gewinnen. Der offene König und der folgende Angriff seines Gegenübers auf den Diagonalen und mit dem Turm sah auf den ersten Blick sehr bedrohlich aus, doch Lorenz hatte alles im Griff und verteidigte sich umsichtig. Nachdem alle Figuren getauscht waren spielte er das Endspiel etwas umständlich, so dass sein Gegner am Ende tatsächlich zwei Freibauern auf g4 und a5 bekam, die für einen Springer viel zu weit auseinander stehen. Doch Lorenz fand die richtige Variante, bekam beide gegnerischen Bauern und konnte seinen Letzten mittels Sa1 decken und damit war die Sache gelaufen – ein erfolgreicher erster Tag!

Im KIKA standen am Vormittag zwei Runden auf dem Programm und Maria traf auf Max Grünwald (SAbt SV Jedesheim 1921/743). Zunächst hatte Maria Vorteil, musste diesen im Endspiel aber wieder zurückgeben, um mit dem König rechtzeitig ins Bauernquadrat zu kommen. Am Ende blieb dem Gegner nur der Randbauer und Maria sperrte den König im Eck ein, so dass die Partie remis war.
In der dritten Runde kam es dann zum Duell der beiden einzigen Mittelfranken zwischen Maria und Niki Semerik (NT Nürnberg). Maria spielte riskant und rochierte lang obwohl Niki den Springer auf c3 tauschen konnte und Maria mit dem b-Bauern zurücknehmen musste. Aber Maria zog schnell ihren Turm über d4 auf b4 um ein Eindringen der gegnerischen Dame zu verhindern. Danach konnte sie selbst durch einen Tausch auf f6 eine Lücke in der gegenrischen Königsstellung reißen und wenig später half Niki mit einem Dameneinsteller kräftig nach. Maria machte in der Folge kurzen Prozeß: Th5, Dh6 gefolgt von Dxh7#.
Nach der Mittagspause durften sich die Kinder in der Erlebniswelt mit Hüpfburg, Trampolin usw. austoben. Allerdings war Maria nach dem Essen eingeschlafen und verpasste somit dieses Highlight, wovon sie gar nicht begeistert war… Die Müdigkeit war auch zur letzten Runde des heutigen Tages anscheinend noch nicht ganz weg, denn gegen Bastian Creß (SG BW Stadtilm/1021) war schnell eine Figur weg. Zwar hatte Maria zunächst noch vielversprechende Bauern, doch der Gegner räumte alles ab und gewann.

Tag 2:
Auch heute stand für die U10 wieder eine Doppelrunde auf dem Programm und Lorenz traf zunächst auf den Dritten der Berliner Meisterschaften Leander Arnold (SV Rot-Weiß Neuenhagen/1221). Die Berliner Trainer haben natürlich mitbekommen, dass Lorenz in Runde 1 gegen das verzögerte Damengambit Probleme hatte und probierten es genauso. Doch Lorenz hatte aus dieser Partie seine Schlüsse gezogen und antwortete in Zug drei mit Lf5, um den „Problemläufer“ von gestern früh ins Spiel zu bekommen, wodurch der Gegner schon aus der Vorbereitung war und zunächst keinen glücklichen Eindruck am Brett machte. Lorenz wählte die lange Rochade, griff jedoch im 15.Zug zu früh mittels f5 an und übersah dabei, dass der Bauer e6 mit Schach hängt und somit auch der Bauer g6 verloren geht. Hätte Lorenz mit seinem Vorstoß noch gewartet, hätte er bestimmt gute Erfolgschancen gehabt. Doch auch so bekam er mit seinen Türmen etwas Spiel auf die Fiancetto-Stellung des Königs, da der Fiancetto-Läufer bereits getauscht war. Leider verpasste Lorenz in Zug 21 eine Variante, in der sein Gegenüber beide Bauern zurückgeben hätte müssen, um nicht in einen durchschlagenden Königsangriff zu geraten. Später bereitete Lorenz noch eine Opferidee vor, die der Gegner aber verteidigen konnte (der Computer spuckte übrigens dieselbe Opferidee nur mit anderer Vorbereitung aus und hier hätte Weiß seine Dame für zwei Türme geben müssen, woraufhin die Bewertung nur noch leichten weißen Vorteil anzeigt). Danach kamen die weißen Figuren zur Entfaltung und Lorenz musste die erste Niederlage quittieren – schade.
Am Nachmittag gab es gleich den nächsten Berliner: diesmal musste Lorenz gegen die #33 der Setzliste, den Berliner U10 Meister Till Heckmann (SV Empor Berlin/1282) ran. Es kam ein Franzose aufs Brett und Lorenz platzierte im Mittelspiel einen starken Springer auf d6 und ließ die Bauern am Damenflügel marschieren. Er öffnete die b-Linie, eroberte den a-Bauern und brachte seinen Turm nach b7, woraufhin die schwarze Dame kein sicheres Plätzchen mehr hatte. Allerdings ging Lorenz nach einem Zwischenschach auf das falsche Feld und nun hätte sein Kontrahent die Dame retten können, da Lorenz das Einzugsfeld des f2-Bauers hätte decken müssen. So spielte Lorenz das Endspiel mit Dame gegen Turm trotz des f2-Bauers dank seines agilen Springers und des Freibauern auf a5 sicher nach Hause. Damit lag er mit 3/4 deutlich im Soll.

Nicht wie erhofft lief es dagegen im KIKA-Turnier. In Runde 5 musste sich Maria dem vereinslosen Moritz Weishäutel geschlagen geben, da eine Figur verloren gegangen war. Gegen Annabelle Kemke (Schachpinguine Berlin) stand es lange ausgelichen ehe Maria eine Qualität erobern konnte. Danach öffnete Maria schön das Zentrum und brachte ihre Türme ins Spiel. Letztlich sorgte ein Dameneinsteller von Annabelle für ein schnelles Ende der Partie, wodurch sich Maria wieder unter die ersten 20 schob.
Nach der Mittagspause traf Maria in der letzten Runde auf Lukas Schulze (SK Lehrte/777) und leider musste sich Maria auch hier geschlagen geben. Somit belegte sie am Ende mit 3,5 Punkten Rang 33 gleichbedeutend mit dem sechsten Platz in der Mädchenwertung. Insgesamt gesehen, konnte Maria diesmal nicht ihr Potential abrufen, sonst wäre ein Platz unter den ersten zehn sicher möglich gewesen. Aber ihr hat das Turnier trotzdem viel Spaß gemacht und das steht beim KIKA ja auch im Vordergrund.

Nach einem ereignisreichen verlängerten Wochenende brachen Sebi, David und Maria am Abend wieder gen Heimat auf, wohingegen für Lorenz in den kommenden fünf Tagen noch sieben Runden auf dem Programm stehen. Gerne wären Sebi und David noch die ganze Woche geblieben, denn so eine Deutsche Meisterschaft ist ein tolles Erlebnis!

Tag 3:
Innerhalb von 48h wurde die fünfte Runde gestartet und für Lorenz gab es erneut eine „Berliner Partie“. Mit Rachela Rosenhain (Schachpinguine Berlin/1368) – #27 der Setzliste und Zweite der Berliner U10 Meisterschaften – bekam Lorenz den dritten Berliner(in) infolge zugelost. Es kam die für ihn unbekannte Wiener Partie aufs Brett, in der er sich selbst zurechtfinden musste. Im Bestreben das weiße Zentrum schnell zu attackieren, spielte er f6 vor der Rochade und hätte nach der Öffnung der e-Linie in Nachteil kommen können. Doch die Gegnerin tauschte gleich die Damen und so war der unrochierte König auf d7 kein Problem. Im Gegenteil: Lorenz gab einen Bauern für aktives Spiel und bekam diesen wenig später zurück. Nun hätte Rachela selbst einen Bauern opfern sollen, um ihre Figuren zu aktivieren, doch stattdessen erlaubte sie Lorenz einen Bauern per Ausschalten der Verteidigung zu erobern. Obendrein hatte er das Läuferpaar sowie den aktiveren Turm und als ein weiterer Bauernverlust nicht zu verhindern war, gab die Gegnerin auf.
Damit rangierte Lorenz in der Tabelle mit starken 4/5 punktgleich mit dem Drittplatzierten auf Rang 14.

Tag 4:
Lorenz konnte sich heute Vormittag auch gegen die #20 der Setzliste Alexander Niemann (SG Aufbau Elbe Magdeburg/1403) durchsetzen und lag somit mit hervorragenden 5/6 auf Rang sieben punktgleich mit dem Zweitplatzierten! Es kam ein Grand Prix Angriff aufs Brett, in dem Schwarz aber schnell das Zentrum öffnete. Im Mittelspiel gab der Gegner einen Bauern her, der aber erst richtig zum tragen kam, als Lorenz auf e5 den gegenrischen Fiancetto-Läufer abtauschte und hinter einer starken Bauernkette am Königsflügel mit Hilfe der Kontrolle des Feldes f6 angreifen konnte. Leider übersah Lorenz dabei zweimal eine Mattkombination mit Turmopfer auf h5, da sein Gegner aber eine Figur hergeben musste um die Damen vom Brett zu bekommen war das Doppelturmendspiel leicht gewonnen. Mit Unterstützung seines Läufers brachte er sein Freibauernpaar auf b6 und c7, woraufhin der Gegner aufgab.
Am Nachmittag traf Lorenz erstmals auf einen nominell stärkeren Gegner: die Nummer 5 der Setzliste Jan-Okke Rockmann (SK Bremen-Nord/1573) belegte im Vorjahr Rang drei und vertrat Deutschland bei den Jugend Europameisterschaften 2011. Lorenz kam in der schottischen Partie mittels d5 schnell zu Ausgleich und hatte das Läuferpaar. Bis Zug 34 befand sich die Partie stets im Gleichgewicht, doch dann hatte Lorenz auf ein Schach vier Zugmöglichkeiten, wobei nur eine die Stellung ausgeglichen hielt, die drei anderen aber zum Matt führten. Leider fand Lorenz nicht den korrekten Zug und wurde matt gesetzt. Schade – denn das mögliche Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern hätte Lorenz leicht remis halten können. Durch die unnötige Niederlage fiel Lorenz auf Rang zwölf zurück, wenigstens haben bis auf eine Ausnahme alle seine Gegner punkten können, so dass er etwas Buchholz aufholen konnte.

Tag 5:
Nach einem Tag Pause bekam es Lorenz in Runde acht schon wieder mit einem Mitglied des Berliner Schachverbandes zu tun, diesmal in Person von Dennie Shoipov (BSC Rehberge 1945/1447), #17 der Setzliste und Vierter der diesjährigen Berliner Meisterschaften. Lorenz probierte es mit dem Vierspringerspiel und diese Wahl zahlte sich voll aus. Nach einem gegnerischen Fehler in Zug 10 konnte Lorenz dank einer Fesselung zwei Bauern erobern und wickelte in ein Endspiel mit je zwei Türmen und einem Springer ab. Dort setzte er seinen Gegner mit aktivem Spiel zunehmend unter Druck und baute seinen Vorteil immer mehr aus. Zwar übersah er einen möglichen Figurengewinn per Hinlenkung, fand dafür aber einen taktischen Schlag, der eine Qualität einbrachte. Wenig später hatte der Gegner genug und Lorenz baute seine „Berlin-Bilanz“ auf 3:1 aus.
In der Tabelle lag nun ein Quintett mit 6,5 Punkten in Front, darunter auch die beiden Mittelfranken Kevin Tong und Ruben Mantel. Nur einen halben Zähler dahinter rangierte ein Quartett, zu dem auch Lorenz – traditionell mit der schlechtesten Buchholz… – als Neunter gehörte.

Tag 6:
Acht Runden in fünf Tagen lagen hinter den U10-Spielern und heute stand die vorentscheidende Doppelrunde auf dem Programm: wo würde die Reise hingehen? Lorenz setzte seine Berlin-Woche fort und traf auf den Setzlistendritten Jirawat Wierzbicki (TuS Makkabi Berlin/1578), der punktlgeich mit dem Erlanger Kevin Tong 2010 die Internationale U8 Meisterschaft in Sebnitz gewonnen hatte. Damals landete Lorenz mit 5/9 auf Rang 32 und jetzt spielte er um die Top-Plätze bei der Deutschen mit – was für eine Entwicklung!
Im Dreispringerspiel blieb zunächst alles geschlossen ehe Jirawat durch einen Tausch im Zentrum die halb-offene c-Linie bekam. Im 22.Zug schlug Lorenz nach exd6 nicht mit dem c-Bauern zurück, woraufhin auch er auf der nun offenen c-Linie hätte agieren können, sondern er nahm mit dem Turm und nun gelangten die weißen Springer auf c5 sowie e5 und Lorenz geriet unter Druck. Dies hätte einen Bauernverlust zur Folge gehabt, doch Lorenz wählte die taktischen Scharmützel und ließ eine Qualität hängen. In dieser Variante hätte der Gegner mit einem taktischen Schlag deutlich in Vorteil kommen können, doch Lorenz war das Glück hold und Jirawat fand in Zeitnot nicht die besten Züge. Auch Lorenz war mittlerweile bei unter zehn Minuten Restbedenkzeit angekommen und es waren noch zehn Züge in einer hochtaktischen Stellung zu spielen. Beide sahen nicht alles und kurz vor der Zeitkontrolle stand Lorenz auf Matt, hatte aber eine Dauerschachkombination als bei seinem Gegenüber im Zug 38 die Zeit fiel.
Da die ersten drei Bretter jeweils Remis endeten, konnte Lorenz mit dem glücklichen Sieg zu den Führenden aufschließen. Gleich sieben Spieler wiesen nun 7/9 auf, wobei Lorenz wegen der schlechtesten Buchholz auf Platz sieben rangierte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging die heiße Phase des Turniers weiter und nun war Lorenz mittendrin im Kampf um den Titel! Das Los bescherte ihm an Brett 3 den Hamburger Meister Luis Engel (Hamburger SK von 1830/1463), #15 der Setzliste. Wieder kam ein Grand Prix Angriff aufs Brett und die Partie verlief ähnlich wie die in Runde sechs gegen Alexander Niemann: Schwarz öffnete schnell das Zentrum und machte Druck auf der Diagonalen h1-a8 und der c-Linie. Einmal hätte Lorenz einen Bauern verloren, doch danach übernahm er das Kommando: mittels e5 nahm er den Fianchetto Läufer aus dem Spiel, eroberte den gegnerischen d-Bauern und brachte seinen Springer über e4 auf das starke Feld d6. Deshalb gab sein Kontrahent das Läuferpaar auf und tauschte den Springer ab, doch nun stand Lorenz Läufer aktiv auf d6. Allerdings wurden die Damen getauscht und ob Lorenz Freibauer im Endspiel mit je einem Turm und ungleichfarbigen Läufern etwas wert sein würde, war noch nicht klar. Sein Gegner verließ sich wohl auf die ungleichfarbigen Läufer und versuchte gar nicht am Königsflügel Gegenspiel zu erzeugen. So lief Lorenz mit seinem König von g1 nach b4 und nach dem Turmtausch gewann Lorenz zwei weitere Bauern und sein Gegenüber gab auf. Da außer Jan-Okke Rockmann keiner der Führenden seine Partie gewinnen konnte lag Lorenz somit mit 8/10 auf einem sensationellen zweiten Rang!

Tag 7:
Tag der Entscheidung – und Lorenz ging nach der phantastischen Doppelrunde am Tag zuvor als Zweiter in die letzte Partie. Mit 8/10 hatte er bereits ein exzellentes Ergebnis auf der Habenseite – nun ging es noch um das Sahnehäubchen obendrauf. Die Ausgangslage war wie folgt: mit einem Sieg wäre er sicher Zweiter gewesen, ein Remis hätte für Rang drei gereicht und bei einer Niederlage „drohte“ schlimmstenfalls der neunte Platz – ein Resultat dass wir vor der Meisterschaft sofort unterschrieben hätten.
Vor dem Turnier hatten wir noch geflachst, dass es vollkommen ausreicht wenn Lorenz in der letzten Runde am Spitzenbrett spielt und nun saß er tatsächlich dort! Ihm gegenüber saß aber kein Geringerer als der topgesetzte brandenburgische Meister Maximilian Paul Mätzkow (ESV „1949 Eberswalde“/1696), immerhin Mitglied des Deutschen D/C-Kaders und der Junior-Prinzengruppe.
Maximilian wählte das Königsgambit und Lorenz spielte sofort aggressiv im Zentrum dagegen. Allerdings ließ sich Lorenz die Damen auf e3 tauschen und genau diesen Bauern büßte er wenig später ein. Obendrein übersah er später bei der Abwehr einer Gabeldrohung eine Zweite und verlor somit auch noch eine Qualität. Diesen Vorteil spielte Maximilian souverän nach Hause und Lorenz musste sich leider geschlagen geben.
Immerhin spielten die meisten Verfolger passend, so dass neben Maximilian nur noch zwei Spieler an Lorenz vorbeizogen. Damit beendete er seine erste Deutsche Meisterschaft mit 8/11 auf einem phantastischen fünften Platz!!!
Es muss natürlich nicht etxra erwähnt werden, dass der einzige Punktgleiche – Luis Engel – obligatorisch einen halben Buchholzpunkt mehr als Lorenz hatte. Dies ist insbesondere deshalb ärgerlich, da Lorenz Gegner mehrfach gewonnene Stellungen nicht in Punkte umgemünzt haben, so kam beispielsweise Till Heckmann in der letzten Runde nicht über ein Remis hinaus, obwohl sein Gegner bereits im vierten Zug eine Figur einstellte…
Neuer Deutscher Meister wurde Jan-Okke Rockmann mit 9 Punkten vor Maximilian Paul Mätzkow und Ruben Mantel mit je 8,5 Punkten. Bemerkenswert war das Abschneiden der Mittelfranken: Ruben auf dem Podest, Lorenz und Kevin Tong als 5. und 6. knapp dahinter und Julian Shen (SK Rothenburg) landete auf Rang 21.

Die Zeit bis zur Siegerehrung konnte man mit einer Teilnahme an der Deutschen Familienmeisterschaft überbrücken, zu der auch Eva und Erich Schilay angereist waren. Unter den 68 Mannschaften klassierte sich Team „Schilay I“ mit 5:9 Punkten auf Rang 50, neun Plätze besser als der Setzlistenplatz. Erich und Eva holten dabei jeweils 3 Punkte. Team „Schilay II“ bekam es mit einigen Hochkarätern zu tun und landete mit 7:7 Punkten genau auf dem Setzlistenplatz 34. André trug 2,5 Punkte bei, Lorenz 4,5.

Endstand

KIKA:
R1: Schilay Maria (994) – Bao Anh Le Bui (vereinslos) 1:0
R2: Grünwald Max (SAbt SV Jedesheim 1921/743) – Schilay Maria (994) remis
R3: Schilay Maria (994) – Semerik Niki (SC Noris Tarrasch Nürnberg) 1:0
R4: Creß Bastian (SG BW Stadtilm/1021) – Schilay Maria (994) 1:0
R5: Schilay Maria (994) – Weishäutel Moritz (vereinslos) 0:1
R6: Kemke Annabelle (Schachpinguine Berlin) – Schilay Maria (994) 0:1
R7: Schilay Maria (994) – Schulze Lukas (SK Lehrte/777) 0:1

Endstand

U10:
R1: Baladjaev Leyla (TuS Makkabi Wiesbaden/1113) – Schilay Lorenz (1494) 0:1
R2: Schilay Lorenz (1494) – Vaintroub Maximilian (SK Mannheim-Lindenhof 1865/1302) 1:0
R3: Arnold Leander (SV Rot-Weiß Neuenhagen/1221) – Schilay Lorenz (1494) 1:0
R4: Schilay Lorenz (1494) – Heckmann Till (SV Empor Berlin/1282) 1:0
R5: Rosenhain Rachela (Schachpinguine Berlin/1368) – Schilay Lorenz 0:1
R6: Schilay Lorenz (1494) – Niemann Alexander (SG Aufbau Elbe Magdeburg/1403) 1:0
R7: Rockmann Jan-Okke (SK Bremen-Nord/1573) – Schilay Lorenz (1494) 1:0
R8: Schilay Lorenz (1494) – Shoipov Dennie (BSC Rehberge 1945/1447) 1:0
R9: Wierzbicki Jirawat (TuS Makkabi Berlin/1578) – Schilay Lorenz (1494) 0:1
R10: Schilay Lorenz (1494) – Engel Luis (Hamburger SK von 1830/1463) 1:0
R11: Mätzkow Maximilian Paul (ESV „1949 Eberswalde“/1696) – Schilay Lorenz 1:0

Tabelle

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