DeutscheEM 2025 – Zwei Neumarkter bei der Siegerehrung auf der Bühne

Posted by Sebastian in Jugend 24/25, Saison 24/25 | Kommentare deaktiviert für DeutscheEM 2025 – Zwei Neumarkter bei der Siegerehrung auf der Bühne

Vom 7. – 15. Juni ist Willingen anlässlich der Deutschen Jugend-Meisterschaften wieder die Schachhauptstadt Deutschlands und auch der Schachklub Neumarkt ist in Person von Laura Sophie Bauer, Andreas Hierl, Sebastian Goehrke sowie Betreuer Kevin Beesk vertreten. Laura ist in der U16w an #5 gesetzt und wird wie immer versuchen bei der großen Siegerehrung auf der Bühne zu stehen. Andreas hat sich nach seinen Teilnahmen in der U25C und U25B in den letzten beiden Jahren bis in die U25A hoch gekämpft. Hier ist er als #72 fast am Ende der Setzliste, die von zwei FMs engeführt wird und hat die Möglichkeit gegen starke Spieler wichtige Erfahrungen zu sammeln. Mit Sebastian Goehrke geht ein DEM-Debütant in der U25C an den Start, ebenfalls von Position #72 der Setzliste. Für Sebastian ist es sein erstes großes Schachturnier und man darf gespannt sein, wie er sich gegen die turniererfahrene Konkurrenz schlägt.

Die Siegerehrung beginnt am Samstag um 19h: Live-Übertragung

Der ganz große Wurf ist es leider nicht geworden. Sebastian verliert das Duell um den Titel und wird mit ganz starken 7/9 Vierter. Laura spielt zum Abschluss remis und hat von dem Trio mit 6/9 auf den Plätzen drei bis fünf die schelchteste Buchholz. Andreas beendet das Turnier mit einem Unentschieden und belegt mit 3,5/9 Rang 63.
Mit Laura und Sebastian stehen damit erstmals gleich zwei Neumarkter bei der Siegerehrung auf der großen Bühne!

Live-Partien bei Lichess

Am ersten Tag der DEM geht es zweimal an die Bretter und unser Debütant legte mit einem konsequenten Mattangriff einen perfekten Start hin. Am Nachmittag hatte Sebastian heterogene Rochaden auf dem Brett und nachdem er mit dem Sturm der g- und h-Bauern die Königsstellung freigelegt hatte, war der nächste Monarch erlegt.
Andreas brachte mit der langen Rochade Würze in seine Auftaktpartie und opferte die Qualität, was auch die Engine gutheißt. Im weiteren Verlauf fand Andreas auch den Zauberzug, der großen Vorteil versprach, aber leider nicht die Fortsetzung. Nach dem Damentausch war die Stellung noch eine Weile im Ausgleich, doch dann genügten kleinere Ungenauigkeiten um in Nachteil zu geraten. Andreas gelang es nicht alle Bauern vom Brett zu bekommen, sein Freibauer musste irgendwann dranglauben und auch wenn er sich noch lange wehrte, war der letzte Bauer des Gegners nicht mehr aufzuhalten. Nachdem die vier hinter ihm Gesetzten jeweils remis spielten, bekam Andreas das Freilos und konnte einen freien Nachmittag genießen.
Laura nutzte zum Auftakt den Umstand, dass die Gegnerin den König in der Mitte gelassen hatte zu Materialgewinn. Am Nachmittag manövrierte die Gegnerin besser durch das Botvinnik-Dreieck und Laura stand sehr gedrückt, so dass sie ein Remisgebot akzeptierte.

Runde 1:
U16w #5 Gabriela Ignatova (Meuselwitzer SV) – Laura Sophie Bauer 0:1
U25A #34 Florin Werner (VSG 1880 Offenbach) – Andreas Hierl 1:0
U25C #35 Sebastian Goehrke – Justinus Muhl (SK Weilheim) 1:0

Runde 2:
U16w #5 Laura Sophie Bauer – Sajra Dedic (SVG CAISSA Kassel) remis
U25A #39 Andreas Hierl – spielfrei +:-
U25C #17 Theo Weibrecht (SV Schott Jena) – Sebastian Goehrke 0:1

Auch in der dritten Partie suchte Sebastian mit unterschiedlichen Rochaden den Königsangriff. Einmal mehr bewahrheitete sich, dass es leichter ist anzugreifen als zu verteidigen, nachdem Sebastian eine Qualität geopfert hatte, was objektiv nicht korrekt war. Aber er bekam eine aussichtsreiche Stellung serviert und opferte – díesmal korrekterweise – eine Figur. Dies hätte ihm die gegnerische Dame eingebracht, aber er wählte eine andere Fortsetzung und hier konnte sein Gegenüber das Matt per Röntgendeckung abwehren. Nach dem folgenden Damentausch war mit einem Turm weniger nichts mehr zu machen und Sebastian musste erstmals dem Gegner zum Sieg gratulieren.
Andreas war im Schwerfigurenendspiel unter Druck geraten und hatte in Zeitnot eine falsche Entscheidung getroffen. Dies führte zu einem Turmendspiel mit Minusbauer, wo die Tür zum Ausgleich zwar noch einmal aufging, aber es war alles andere als offensichtlich, dass die Stellung auch mit zwei Minusbauern noch haltbar gewesen wäre.
Bei Laura bewegte sich die Partie fast die gesamte Zeit im Ausgleich. Erst kurz vor dem Remisschluss hätte sie nach einem vorübergehenden Figurenopfer der Gegnerin die andere Leichtfigur zurückgeben sollen. Denn dann wäre der dominante Springer im Zentrum ein vorteilsversprechender Trumpf gewesen.

Runde 3:
U16w #3 Emma Oellrich (SC Turm Lüneburg) – Laura Sophie Bauer remis
U25A #26 Andreas Hierl – Fabian Walz (SSC Rostock 07) 0:1
U25C #8 Satadru Datta (SC GG Potsdam) – Sebastian Goehrke 1:0

Eine perfekte Ausbeute gab es heute für die Neumarkter. Sebastian hatte wieder einmal lang rochiert und griff am Königsflügel an. Hier verpasste er zwar die Vorentscheidung und statt einer Mehrfigur hatte er eine Qualität weniger. Doch dafür bekam er zwei Bauern, einen Freibauern sowie ein starkes Läuferpaar. Den Rückgewinn der Qualität will die Engine dann schon gar nicht spielen, denn danach verblieben ungleichfarbige Läufer auf dem Brett. So wäre der Mehrbauer nicht so einfach zu verwerten gewesen, aber nachdem Sebastian ein Freibauernduo in Stellung gebracht hatte, kostete dies den gegnerischen Läufer.
Andreas hatte zwar im Mittelspiel den Figurengewinn (mit vorübergehendem Damenopfer) ausgelassen, aber eine gute Angriffsstellung erhalten. So kam er mit zwei Mehrbauern ins Endspiel, die er zum ersten Sieg in der A-Gruppe nutzte.
Die Gegnerin von Laura ließ ihren König in der Mitte und diesen Umstand wusste Laura konsequent auszunutzen. Nach 19 Zügen war das einzügige Matt auf dem Brett.

Runde 4:
U16w #3 Laura Sophie Bauer – Diana Kopylov (SC Agon Neumünster) 1:0
U25A #33 Andreas Hierl – Jonas Arne (SG Kaiserslautern 1905) 1:0
U25C #16 Sebastian Goehrke – Mathilda Marie Eßers (SG Blau-Weiß Stadtilm) 1:0

Die zweite Doppelrunde ist bei der DEM traditionell der Knackpunkt bei der Frage, wohin die Reise bei diesem Turnier gehen kann. Laura und Sebastian haben sich mit zwei Siegen und damit 5/6 hervoraggende Ausgangspositionen geschaffen, aber nun geht das Turnier erst richtig los…
In der Vormittagsrunde verzichtete Sebastian mal auf die lange Rochade, da er bei geschlossenem Zentrum seinen König in der Mitte lassen konnte. Wieder preschte er munter Richtung gegnerischen König und sein Angriff wurde mit einer Mehrfigur belohnt. Dagegen hatte er in der zweiten Partie erstmals eine geschlossene Stellung auf dem Brett, aber die Bauernketten machten den Königsflügel zu seiner Spielwiese, sozusagen ein Heimspiel für Sebastian. Es wurde lange laviert, Sebastian verlor einen Bauern, aber als der Gegenüber munter seinen guten Läufer tauschte, witterten die Fans bei der Live-Übertragung Morgenluft. Die gegnerischen Türme starrten am Damenflügel die von einem Springer gedeckte Schwäche auf b2 an, während am Königsflügel die weißen Figuren aufmarschierten und den König erfoglreich ins Mattnetz jagten.
Andreas war am Vormittag in einem Turmendspiel mit je zwei Bauern (f und h vs a und h) gelandet, das der Engine nur ein müdes 0.00 entlockt. Mit dem a-Freibauern war es für den Gegner viel einfacher zu spielen und ein falscher Zug ließ die Engine sofort hochschnellen. Beide Bauern kamen abhanden und die Vancura-Stellung gegen zwei Randbauern war nicht zu erreichen. Am Nachmittag hatte Andreas einen Mehrnbauern, aber im Zeitnotduell kippte die Partie. Andreas hatte Glück, dass der Gegner die Gewinnfortsetzung nicht fand und im 40. Zug auch noch die Dame für einen Turm gab, wonach das Endspiel wieder gewonnen war.
Laura wurde mit einem Bauernsturm auf ihre Rochadestellung konfrontiert. Sie ließ jedoch nichts zu und setzte selbst zum erfolgreichen Mattangriff auf den in der Mitte verbliebenen König an. Danach wartete die Tabellenführerin auf Laura, die zuvor die Setzlistenerste bezwungen hatte. Laura eroberte zunächst Raum am Königsflügel, setzte dann aber zum Bauerngewinn am Damenflügel an. In der Folge ging es in ein Endspiel mit Turm und zwei verbundenen Bauern gegen Springer und Läufer. An einer Stelle hätte es noch einmal eng werden können, als die Gegnerin die beiden Freibauern für ihren Läufer vom Brett bekam. Aber nachdem sie ihren Springer in die falsche Richtung beordert hatte, wäre der h-Bauer nicht mehr zu stoppen gewesen.
Nach 2/3 des Turniers ist Laura mit 5/6 Zweite und trifft morgen auf die punktgleiche Setzlistenerste. Auch Sebastian hat starke 5/6 und befindet sich als Vierter zusammen mit fünf anderen einen Zähler hinter der Spitzenreiterin. Andreas liegt mit 3/6 auf Rang 46.

Runde 5:
U16w #2 Luna Vogt (Bielefelder SK von 1883) – Laura Sophie Bauer 0:1
U25A #24 Alexander Heimann (SC Caissa Falkensee) – Andreas Hierl 1:0
U25C #8 Marlene Prokscha (TuS Geretsried) – Sebastian Goehrke 0:1

Runde 6:
U16w #1 Laura Sophie Bauer – Sarah Neininger (VSG 1880 Offenbach) 1:0
U25A #32 Adrian Abou Wally (SV Schott Jena) – Andreas Hierl 0:1
U25C #6 Sebastian Goehrke – Alper Özkurt (SK Freising) 1:0

Auch in der siebten Runde wendete Sebastian das bewährte Rezept an. Man lasse bei geschlossenem Zentrum den König in der Mitte und greift mit den Bauern die gegnerische Rochadestellung an. Der Druck wird erhöht, der Gegner findet nicht die beste Verteidigung und Sebastian gewann mit einem hübschen Damenfangmotiv.
Andreas opferte in der Eröffnung einen Bauern, verpasste aber die beste Fortsetzung und bekam daher nicht die erforderliche Aktivität als Kompensation. Im Gegenteil: der Gegner machte Druck, verschuf Andreas einen isolierten Bauern, der ersatzlos verloren ging, wonach die Messe gelesen war.
Im Spitzenduell der U16w neutralisierten sich Laura und die topgesetzte Tabellenführerin. Im Turmendspiel hatte Laura den entfernten Randfreibauern, musste sich aber auch um den gegnerischen Freibauern im Zentrum kümmern. So mussten die Könige bleiben wo sie waren und der Punkt wurde geteilt.

Runde 7:
U16w #1 Laura Sophie Bauer – Riyanna Müller (SC Landskrone) remis
U25A #20 Andreas Hierl – Sebastian Astner (FC Ergolding 1932) 0:1
U25C #4 Maximilian Böker (SV Empor Berlin) – Sebastian Goehrke 0:1

Sebastian hatte heute Glück, dass sein Gegner ein typisches taktisches Motiv übersehen hat, mit dem er einen wichtigen Zentrumsbauern hätte gewinnen können. Nur zwei Züge später folgte ein unglücklicher Damenzug und diese war nur noch mit einem Figurenopfer zu retten. Damit geht Sebastian mit 7/8 als Zweiter in die letzte Runde und trifft auf die punktgleiche Tabellenführerin. Eines ist jetzt schon sicher: er wird morgen Abend auf jeden Fall bei der Siegerehrung auf der großen Bühne stehen.
Bei Andreas zeichnet sich ein Muster in diesem Turnier ab. Zwischen den Zügen 25 und 40 ist er in der Verteidigerrolle mit wenig Bedenkzeit auf der Uhr. So auch heute und nach Zug 31 mit 19 Sekunden auf der Uhr konnte der Gegner eine Figur gewinnen.
Laura hatte eine aussichtsreiche Stellung auf dem Brett, als sie vom rechten Weg abkam und einen Bauern verlor. Da sich die Gegnerin in Zeitnot befand, versuchte sie den Druck auf der Uhr zu erhöhen. Dabei verpasste sie jedoch eine Chance die Stellung im Gleichgewicht zu halten. Die Gegnerin kam unbeschadet über die erste Zeitkontrolle, hatte einen starken Läufer gegen Lauras Springer und die viel bessere Bauernstruktur. Nachdem der zweite Bauer verlorengegangen war, musste sich Laura erstmals geschlagen geben. Damit geht Laura als Vierte in die letzte Runde, wobei sie von dem Trio auf den Rängen zwei bis vier die schlechteste Buchholz hat. Neben einem Sieg über die Setzlistendritte braucht es also auch ein passendes Ergebnis bei den beiden Kontrahentinnen für ihren zweiten DEM-Podestplatz nach 2022.

Runde 8:
U16w #2 Polina Bezsonna (SK Bad Homburg 1927) – Laura Sophie Bauer 1:0
U25A #28 Fin Niklas Tiedemann (Lübecker SV von 1873) – Andreas Hierl 1:0
U25C #1 Sebastian Goehrke – Leopold Schöning (SC GG Potsdam) 1:0

Sebastian kam im direkten Duell um den Titel gut aus der Eröffnung und dann war die große Chance da. Die Gegnerin wählte einen taktischen Schlag, doch die Kombination hatte ein Riesenloch. Leider fesselte Sebastian den gegnerischen Springer mit der falschen Figur und statt einer Figur mehr hatte er einen Bauern weniger auf dem Brett. Mit dem Läuferpaar gegen zwei Springer bestand noch Hoffnung ein Remisendspiel zu erreichen, aber mit ablaufender Bedenkzeit kamen erst einige Ungenauigkeiten hinzu und dann führte ein taktischer Überseher zum Figurenverlust. Da auch an den Brettern 2 und 3 nicht die „Wunschergebnisse“ eintraten, bedeutete dies Rang vier für Sebastian.
Andreas packte zum Abschluss eines schwierigen Turniers seine Lieblingseröffnung aus und bekam eine komplizierte Mittelspielstellung auf das Brett. Mit beginnender Zeitnot wählte er eine ungünstige Fortsetzung und verlor schließlich eine Figur für zwei Bauern. Im Turmendspiel machte sein Gegenüber jedoch keine Fortschritte und die Partie endete remis.
Laura stand ausgangs der Eröffnung aussichtsreich und machte Druck auf der a-Linie. Die Verteidigung hielt stand und etwas Greifbares war nicht in Sicht, weshalb Laura – die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte – remisierte. Damit war klar dass Schützenhilfe für das Podest erforderlich war, doch alle drei Partien ihrer Kontrahentinnen endeten nicht wunschgemäß und von den drei Spielerinnen auf den Plätzen deri bis fünf hatte Laura die schlechteste Buchholz (42:42,5:43).

Runde 9:
U16w #13 Laura Sophie Bauer – Mara Haug (Karlsruher SF 1853) remis
U25A #33 Andreas Hierl – Manuel Seitz ( SC Caissa Falkensee) remis
U25C #1 Sebastian Goehrke – Kristina-Maria Abram (Hamburger SK von 1830) 0:1

Wenn man in der letzten Runde im direkten Duell den Titel selbst in der Hand hat, dann hat man in diesem Turnier viel richtig gemacht. Es ist immer schwer das Feld in der U25C einzuschätzen, aber das Sebastian – der noch nie ein Turnier dieser Art gespielt hat und als Erfahrungsschatz an langen Partien einen Einsatz in der Kreisliga 3, einen in der U20 Bezirksliga B1 und die VM U1800 vorzuweisen hat – einiges zuzutrauen sein würde war klar. In jeder Partie suchte er die Initiative, setzte die Gegnerschaft unter Druck und gewann im Königangriff. Ein Wermutstropfen bleibt – die Riesenchance auf den Titel mit dem verpassten Figurengewinn. Aber Platz vier mit starken 7/9 sind ein hervorragendes Ergebnis und damit stand er als vierter Neumarkter bei der Siegerehrung auf der großen Bühne. Dort war auch Laura als Fünfte anzutreffen und das nach 2020 und 2022 schon zum dritten Mal. Sie hatte sich nach sieben Runden eine hervorragende Ausgangsposition im Kampf um die Podestplätze erspielt, ehe sie bereits gesundheitlich angeschlagen hinten raus nicht mehr bei 100% war. Andreas hatte vor zwei Jahren noch die U25C mitgespielt, diesmal trat er erstmals in der U25A an. So richtig kam er nicht in das Turnier, meist geriet er kurz vor der ersten Zeitkontrolle in Zeitnot unter Druck und stand trotz langen Kampfes am Ende mit leeren Händen da. Aber in diesem Turnier ging es ja hauptsächlich darum auf höherem Niveau Erfahrungen zu sammeln, die ihm bei künftigen Auftritten zu Gute kommen werden.

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