Schnell- und Blitzschachweltmeisterschaft 2024

Posted by Sebastian in Saison 24/25 | Kommentare deaktiviert für Schnell- und Blitzschachweltmeisterschaft 2024

Traditionell finden die Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach Ende Dezember statt, die diesmal in New York ausgetragen werden. Vom 26. – 28. Dezember steht Schnellschach auf dem Programm (15+10, 13 Runden, 11 Runden bei den Damen) und am 30./31. Dezember die Blitz-WM (3+2). Bei letzterer gibt es ein neues Format: am 30. Dezember finden 13 bzw. 11 Runden im CH-System statt und die besten Acht spielen an Silvester im KO-Format den Titel aus. Frederik und Rasmus Svane, Matthias Blübaum, Alexander Donchenko, Dennis Wagner und Michael Bezold im Open sowie Elisabeth Pähtz, Dinara Wagner und Josefine Heinemann bei den Damen sind mit von der Partie.

Beginn ist jeweils um 20h MEZ.


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Rapid Open:

Der Double-Gewinner der vergangenen beiden Jahre Magnus Carlsen hatte einen seiner schlechtesten Auftakttage, konnte nur eine Partie gewinnen und lag mit 2,5 Punkten aug Rang 83. Aber auch die anderen aus den Top-10 der Setzliste sowie weitere hochgehandelte Namen mussten Federn lassen. In Front lag das Quartett Volodar Murzin, Shant Sargsyan, Leinier Dominguez Perez und Daniel Naroditsky mit je 4,5 Punkten vor elf Spielern mit einem halben Zähler weniger. Die deutschen Teilnehmer sorgten für einige Achtungserfolge, Rasmus Svane (Remis gegen Maxime Vachier-Lagrave und Fabiano Caruana) und Matthas Blübaum hatten mit je 3,5 Punkten auf den Plätzen 27 und 41 die beste Ausbeute. Alexander Donchenko (Remis gegen Wei Yi und Hikaru Nakamura) und Frederik Svane (Sieg gegen Andrey Esipenko, Remis gegen Boris Gelfand) lagen mit je 3 Zählern auf den Rängen 49 und 51, Dennis Wagner mit 2 auf Platz 131 und Michael Bezold mit 1,5 auf Rang 160.
Tags darauf trennte sich das Spitzenquartett untereinander remis, so dass Anish Giri, Nodirbek Abdusattorov und Arjun Erigaisi gleichziehen konnten. In Runde sieben war Daniel Naroditsky mit einem Erfolg über Abdusattorov der einizge Sieger an den Spitzenbrettern und übernahm die alleinige Führung vor neun Spielern mit einem halben Zähler Rückstand. Doch in der achten Runde musste sich Naroditsky Jan Krzysztof Duda geschlagen geben und fiel auf Rang neun zurück. Erigaisi und Grischuk mit seinem vierten Sieg in Folge komplettierten das Führungstrio. Erigaisi und Duda trennten sich danach Remis und auch Grischuk teilte den Punkt mit Abdusattotov. Dadurch gelang es Volodar Murzin mit einem Sieg über Hikaru Nakamura die Führung zurückzuerobern und auch nach dem zweiten Turniertag die Tabellenspitze zu zieren. Bester Deutscher nach Tag zwei ist Matthias Blübaum (Sieg gegen Frederik Svane, Remis gegen Levon Aronian) mit 6 Punkten auf Rang 29, Rasmus Svane fiel mit 5 Zählern auf Platz 64 zurück, Frederik Svane und Alexander Donchenko liegen mit 4,5 auf den Rängen 85 und 86. Michael Bezold kämpfte sich mit nun 4 Punkten auf Platz 129 nach vorne, dagegen musste Dennis Wagner vier Niederlagen hinnehmen und befand sich auf Rang 172. Derweil sorgte Magnus Carlsen für Schlagzeilen: nach 2,5 Punkten aus den Runden sechs bis acht wurde er in Runde neun nich ausgelost. Er trug am zweiten Turniertag eine Jeans, wodurch er gegen die Kleiderordnung der FIDE verstieß (eine bekannte Regel). Er erhielt vom Hauptschiedsrichter nach Runde sieben eine Strafe über 200 Dollar und die Anordnung sich vor der neunten Runde umzuziehen (man fragt sich warum die Regeln nicht schon zu Beginn des Turniertags durchgesetzt werden und warum die zahlreich zu sehenden Turnschuhe in Ordnung zu sein scheinen). Carlsen verweigerte dies und nachdem er für Runde neun nicht ausgelost wurde, stieg er aus dem Turnier aus („Aber ich habe keine Lust mehr, irgendetwas mit ihnen [der FIDE] zu tun zu haben.“ Es sieht danach aus, als wäre der „Hosen-Skandal“ stellvertretend für einen schon länger währenden Machtkampf, in dem beide Parteien unnachgiebig sind, da sie die Meinung vertreten die jeweils andere nicht zu benötigen. Carlsen hat alles in seiner Karriere gewonnen und mit „Freestyle Chess“ ein neues lukratives Steckenpferd, während die FIDE auf viele junge Gesichter wie den frisch gebackenen Weltmeister Gukesh als Aushängeschilder des Schachsports setzt.
Das Spitzequartett traf zum Auftakt von Tag drei aufeinander, wobei Murzin im Turmendspiel von einem falschen Königszug von Duda profitierte und den Brückenbau beherrschte. Grischuk setzte sich gegen Erigaisi durch und komplettierte somit das Führungsduo. Erster Verfolger mit 7,5 Zählern war Ian Nepomniachtchi nach einem Sieg über Javokhir Sinadrov, vor 15 Spielern mit je 7 Punkten. Zu denen zählte leider nicht Matthias Blübaum, der sich Alireza Firouzja geschlagen geben musste. In Runde elf gab es ein unspektakuläres Remis zwischen den beiden Spitzenreitern und auch Nepo holte einen halben Punkt, nachdem Yu Yangyi den Gewinnzug im Turmendspiel nicht gefunden hatte. Erigaisi bezwang Abdusattorov und brachte sich damit ebenso in Schlagdistanz wie Dominguez Perez mit einem Erfolg über Brandon Jacobson und Praggnanandhaa mit einem Sieg über Naroditsky. Die vorletzte Runde sah eine denkwürdige Partie zwischen Pragg und Murzin. Murzin stand mit einem Bauern weniger schlechter, hatte aber mit zwei Türmen auf der offenen g-Linie immer eine Mattdrohung gegen den auf h1 eingeklemmten weißen König. Der schwarze Monarch marschierte derweil unverfroren nach f3 und sogar e2 und Pragg verlor die Kontrolle. Mit einer Sekunde auf der Uhr gab er das falsche Schach, so dass der schwarze König nach f1 gelangte und nun war das Matt nur mittels Quali-Opfer zu verhindern, wonach Murzin die Partie sicher nach Hause brachte. Grischuk und Nepo trennten sich Remis, genauso wie Erigaisi und Dominguez Perez. Somit ging Murzin mit einem halben Zähler vor Grischuk in die letzte Runde, dahinter folgte ein Sextett mit einem weiteren halben Punkt Rückstand. Zur großen Überraschung endete die Partie zwischen Dominguez Perez und Grischuk schnell remis, so dass Murzin ein Remis zum Titel reichen würde. Dieses Wissen machte ihn aber sichtbar nervös, er zauderte und verbrauchte viel Bedenkzeit. Die Stellung war im Leichtfigurenendspiel aber immer im Ausgleich, er gab einen Bauern und machte Karen Grigoryan ein Durchkommen unmöglich. Somit holte der 18jährige Murzin überraschend den Titel, wobei er schon im Vorjahr in 13 Runden ungeschlagen geblieben und mit 9 Punkten Fünfter geworden war. Grischuk wurde Zweiter punktlgeich mit Nepo, der zum Abschluss Samuel Sevian bezwingen konnte. Bester Deutscher wurde Matthias Blübaum mit 7,5 Punkten auf Rang 50, vor Rasmus Svane (7/59.), Alexander Donchenko (6,5/94.), Frederik Svane (6/107.), Michael Bezold (5,5/137.) und Dennis Wagner (4/167.).

Ergebnisse Open

Rapid Damen:

Bei den Damen hatte Lokalmatadorin Alice Lee den besten Tag und gewann alle vier Partien. Allerdings hatte sie in Runde vier gegen Valentina Gunina auch das notwenige Glück, dass diese den einzigen Remiszug erst ausgeführt hatte, nachdem ihre Zeit abgelaufen war. Hinter Lee folgte ein Quintett mit je 3,5 Zählern: Wenjun Ju, Zhongyi Tan, Harika Dronavalli, Nino Batsiashvili und Gunay Mammadzada. Elisabeth Pähtz blieb ungeschlagen und lag mit 3 Punkten auf Platz 17, Dinara Wagner mit 2,5 auf Rang 29 nachdem sie sich der topgesetzten Ju Wenjun geschlagen geben musste. Josefine Heinemann holte gegen starke Konkurrenz 1,5 Zähler und befand sich auf Platz 76.
Der zweite Tag verlief für Alice Lee dann fast komplett gegenteilig, sie holte nur ein Remis und fiel auf Rang 26 zurück. An der Spitze nach acht von elf Runden lag das Trio Wenjun Ju, Harika Dronavalli und Humpy Koneru (die alle vier Partien an Tag zwei gewinnen konnte) mit je 6,5 Punkten vor einem Quintett mit je 6 mit u.a. Elisabeth Pähtz. Dinara Wagner teilte viermal den Punkt und lag mit 4,5 Zählern auf Rang 28, Joesfine Heinemann mit 4 auf Platz 62.
Am letzten Turniertag trennten sich zunächst Koneru und Ju remis und auch Dronavalli teilte den Punkt mit Pähtz. Lagno bezwang Alexandra Kosteniuk und machte damit aus dem Führungstrio ein Quartett. In der vorletzten Runde gab es an den beiden Spitzenbrettern wiederum Unentschieden zwischen Ju und Dronavalli sowie Koneru und Lagno. Tan gewann gegen Carissa Yip und Irine Sukandar setzte sich gegen Stavroula Tsolakidou durch. Elisabeth Pähtz dagegen verabschiedete sich aus dem Medaillenrennen mit einer Niederlage gegen die U16-Weltmeisterin Afruza Khamdanova. Damit gingen gleich sieben Spielerinnen mit 7,5 Punkten in die letzte Runde, bei der es lange danach aussah, als würde die Buchholz über die zwei Teilnehmerinnen am Stichkampf um den Titel entscheiden. Dronavalli -Tan, Lagno – Khamdanova und Assaubayeva – Ju endeten jeweils Remis und auch im Duell zwischen Sukandar und Koneru war ein remisliches Turmendspiel auf dem Brett. Doch Sukandar erlaubte es Koneru ihren Bauern nach h4 zu bringen, wonach das Endspiel in dieser Struktur nicht mehr zu halten war. Damit sicherte sich Humpy Koneru mit 8,5 Punkten zum zweiten Mal nach 2019 den Titel, nachdem sie im Vorjahr noch den Stichkampf gegen Anastasia Bodnaruk verloren hatte. Es folgten sechs Spielerinnen mit einem halben Zähler Rückstand, wobei Wenjun Ju und Kateryna Lagno die Medaillenränge belegten. Elisabeth Pähtz musste zum Abschluss gegen Dinara Wagner spielen und nach einem Remis belegten die beiden mit je 7 Zählern die Plätze 14 und 15. Josefine Heinemann kam mit 5 Punkten auf Rang 69.

Ergebnisse Damen

Liste der Schnellschachweltmeister und – weltmeisterinnen

Blitz Open:

Fabiano Caruana kam mit 7/7 am besten aus den Startlöchern und lag nach zehn Runden mit 8,5 Punkten allein in Front. Dann musste er gegen Ian Nepomniachtchi die erste Niederlage hinnehmen und drei weitere konnten nach Punkten aufschließen. Vor der letzten Runde gab es eine achtköpfige Spitzengruppe und diese Acht trafen in der letzten Runde aufeinander. Es kam wie es kommen musste: an den ersten vier Brettern kam es innerhalb einer halben Minute zum Friedensschluss. Jan-Krzysztof Duda und Daniil Dudov nutzten dies um zur Spitze aufzuschließen und Duda gelang dank guter Buchholz die Quali auf Kosten von Daniel Naroditsky. Ebenfalls unter den Top-Acht befand sich Magnus Carlsen, der in Jeans angetreten war, nachdem der FIDE-Präsident interveniert und die Kleiderordnung großzügiger ausgelegt hatte… Bester Deutscher wurde Rasmus Svane mit 8 Punkten auf Rang 34, vor Alexander Donchenko (8/43.), Matthias Blübaum (7,5/56.), Frederik Svane (7/77.), Michael Bezold (6/126.) und Dennis Wagner (5,5/147.).
Im Viertelfinale bekam es Magnus Carlsen mit seinem „Lieblingsgegner“ Hans Niemann zu tun und stand mit 0,5:1,5 mit dem Rücken zur Wand. Doch Carlsen gewann die Partien drei und vier und zog damit ins Halbfinale ein. Ian Nepomniachtchi warf Schnellschachweltmeister Volodar Murzin mit 2,5:0,5 aus dem Rennen und Fabiano Caruana entglitten zwei aussichtsreiche Stellungen gegen Jan-Krzysztof Duda, der mit 2,5:0,5 die Oberhand behielt. Wesley So bezwang Alireza Firouzja mit 3:1. Im Halbfinale setzte sich Carlsen gegen Duda glatt mit 3:0 durch, während Nepo und So nach einem 2:2 in den Sudden-Death mussten, bei dem Nepo in der ersten Partie zuschlug. Das Finale sah eine 2:0 Führung für Carlsen, der damit sieben Partien in Folge gewonnen hatte. Doch überraschenderweise unterlief dem Titelverteidiger danach zweimal in besserer Stellung ein Fehler und es ging in die Verlängerung. Nach drei Remis-Partien schlug Carlsen vor, ob man sich denn auf einen geteilten ersten Platz einigen könne 8(etwas ähnliches gab es bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio im Hochsprung der Männer). Nach kurzer Beratung stimmte die FIDE dieser Lösung zu und damit gibt es erstmals zwei Blitzweltmeister. Für Carlsen ist es bereits Titel Nummer acht, für Nepo nach vielen verlorenen WM-Finals der erste Einzel-Titel im Erwachsenenbereich überhaupt.

Ergebnisse Open

Blitz Damen:

Bei den Damen hatte Vaishali Rameshbabu in Runde 7 die alleinige Führung übernommen, gab sie bis zum Schluss nicht ab und setzte sich mit 9,5/11 mit einem Punkt Vorsprung durch. Auch im Frauenwettbewerb gab es in der letzten Runde schnelle Remisen an den drei Spitzenbrettern, was für alle sechs Spielerinnen reichte. Rang zwei sicherte sich Lei Tingjie mit 8,5 Zählern vor sieben Spielerinnen mit je 8. Dabei hatte Schnellschachweltmeisterin Humpy Koneru die schechteste Buchholz und verpasste die Quali für die Knockout-Phase. Dinara Wagner war bis Runde neun in den Top-Acht, aber eine Niederlage gegen Kateryna Lagno kostete sie die Quali. Mit 7,5 Punkten wurde sie Zehnte, Elisabeth Pähtz (6,5) und Josefine Heinemann (5) belegten die Ränge 31 und 74.
Im Viertelfinale setzte sich Vaishali trotz Auftaktniederlage mit 2,5:1,5 gegen Zhu Jiner durch. Lei Tingjie gewann gegen Bibisara Assaubayeva mit 2,5:1,5, nachdem letztere in der ersten Partie nicht die 50-Züge-Regel reklamiert und auf Zeit verloren hatte. Das dritte 2,5:1,5 gelang Kateryna Lagno gegen Carissa Yip, während Ju Wenjun gegen Titelverteidigerin Valentina Gunina mit 2,5:0,5 die Oberhand behielt. Ju schaltete auch Vaishali mit 2,5:0,5 aus, wohingegen Lei gegen Lagno viele Chancen ausließ und sich glücklich in der zweiten Sudden-Death-Partie (3,5:2,5) durchsetzen konnte. Im Finale – eine Wiederauflage des letzten WM-Kampfes im klassischen Schach – hatte Ju viele Chancen zur Vorentscheidung, aber alle Partien endeten remis. Erst in Partie sechs gelang Ju Wenjun ein Sieg und damit ist sie neben der Weltmeisterin im klassischen Schach nun auch erstmals Blitz-Weltmeisterin.

Ergebnisse Damen

Liste der Blitzschachweltmeister
Liste der Blitzschachweltmeisterinnen

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