Vom 30. Juli – 24. August findet der World Cup in Baku statt. 206 Spieler und 103 Spielerinnen bei den Frauen treten im KO-Modus gegeneinander an. Es werden jeweils zwei Partien gespielt, beim Stand von 1:1 folgen am dritten Tag Stichkämpfe: zunächst zweimal 25+10, bei erneutem Unentschieden zweimal 10+10, dann zweimal 5+3 und letztlich 3+2 Partien bis ein Sieg dabei war. Das Herrenfeld führen die ersten Drei der Weltrangliste an: Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Fabiano Caruana, bei den Damen sind acht der aktuellen Top-10 am Start. Erfreulicherweise ist mit neun Spielerinnen und Spielern ein deutsches Rekordaufgebot mit von der Partie. Vincent Keymer, Mathtias Blübaum, Alexander Donchenko und Elisabeth Pähtz haben in Runde 1 ein Freilos, Rasmus Svane, Frederik Svane, Dmitrij Kollars, Niclas Huschenbeth sowie Daniel Fridman sitzen ab Sonntag an den Brettern.
Die Runden starten um 13h und werden u.a. auf Chess24 übertragen: World Cup, Womens World Cup
1.Runde (30.07. – 01.08.):
Rasmus Svane (2625) – Prin Laohawirapap (THA/2353) 1:0 0,5
Frederik Svane (2618) – Hyeok Lee Jun (SKR/2378) 0,5 1:0
Dmitrij Kollars (2618) – Enamul Hossain (MAD/2386) 1:0 0,5
Niclas Huschenbeth (2603) – Fy Antenaina Rakotomaharo (BLR/2463) 1:0 0,5
Daniel Fridman (2586) – Stamatis Kourkoulos-Arditis (GRI/2531) 0,5 1:0
Vincent Keymer (2690) – Freilos
Matthias Blübaum (2672) – Freilos
Alexander Donchenko (2668) – Freilos
Elisabeth Pähtz (2471) – Freilos
Alle fünf deutschen Herren konnten sich ohne Tie-Break in Runde 1 durchsetzen. Nun warten jedoch bereits illustre Namen wie u.a. David Navara.
2.Runde (02.08. – 04.08.):
Rasmus Svane (2631) – Ivan Saric (KRO/2657) 0,5 1:0
Frederik Svane (2634) – Ivan Cheparinov (BUL/2657) 0,5 0,5 0,5 0:1
Dmitrij Kollars (2628) – Ruslan Ponomariov (UKR/2650) 0,5 0,5 1:0 0:1 0,5 0,5 0:1 0:1
Niclas Huschenbeth (2603) – David Navara (TCH/2695) 0,5 0,5 1:0 0:1 0:1 0:1
Daniel Fridman (2586) – Nikita Vitiugov (FID/2720) 0:1 0,5
Vincent Keymer (2701) – Daniel Dardha (BEL/2598) 1:0 0,5
Matthias Blübaum (2670) – David Paravyan (FID/2597) 0,5 0,5 1:0 0,5
Alexander Donchenko (2684) – Mateusz Bartel (POL/2625) 0,5 0,5 1:0 0:1 1:0 0:1 0:1 1:0 1:0
Elisabeth Pähtz (2471) –Turmunkh Munkhzul (MGL/2226) 1:0 0,5
Vincent Keymer, Rasmus Svane und Elisabeth Pähtz setzten sich jeweils 1,5:0,5 durch, während Daniel Fridman als erster Deutscher ausschied. Fünf Herren mussten in den Tie-Break und mit Ausnahme von Frederik Svane gewannen alle die erste Schnellschachpartie. Doch leider kassierten drei von ihnen den Ausgleich und letztlich erreichten Matthias Blübaum und Alexnader Donchenko die dritte Runde. Von den Top-Favoriten standen Hikaru Nakamura und insbesondere Wesley So kurz vor dem Ausscheiden, Nodirbek Abdusattorov unterlag Vahap Sanal mit 0,5:1,5 und auch Shakhriyar Mamedyarov musste gegen Jingyao Tin die Segel streichen. Weitere prominente Namen die es nicht in Runde drei geschafft haben sind Alexander Grischuk, Sam Shankland, Boris Gelfand, Sara Khadem, Kateryna Lagno und Nana Dzagnidze.
3.Runde (05.08. – 07.08.):
Rasmus Svane (2631) – Jingyao Tin (SIN/2573) 1:0 0,5
Vincent Keymer (2701) – Amin Tabatabaei (IRN/2696) 1:0 1:0
Matthias Blübaum (2670) – Vidit Gujrahti (IND/2723) 0,5 0,5 1:0 0:1 0,5 0,5 0:1 1:0 0:1
Alexander Donchenko (2684) – Parham Maghsoodloo (IRN/2702) 0:1 0,5
Elisabeth Pähtz (2471) – Bibisara Assaubayeva (KAZ/2469) 0,5 1:0
Vincent Keymer gewann sein Duell gegen Amin Tabatabaei mit 2:0 und zog damit in die Runde der letzten 32 ein, genauso wie Rasmus Svane, der den stark aufstrebenden Jingyao Tin in der ersten Partie bezwingen konnte, sowie Elisabeth Pähtz, die damit bereits im Achtelfinale steht. Auch Alexander Donchenko war drauf und dran gegen Parham Maghsoodloo in Führung zu gehen, doch zunächst ging sein Vorteil dahin, ehe ein Blackout die Partie kostete. Matthias Blübaum unterlag nach hartem Kampf mit 4:5, da er im ersten 3+2 Blitz-Tie-Break mit vier Sekunden auf der Uhr den einzigen Remis-Zug nicht gefunden hat. Wesley So hatte wie schon in der Runde zuvor viel Glück, zudem standen Fabiano Caruana und Ju Wenjun kurz vorm Ausscheiden. Dagegen mussten andere große Namen die Heimreise antreten: Anish Giri, Daniil Dubov, Teimour Radjabov, Le Quang Liem, Maxime Vachier-Lagrave und Titelverteidigerin Alexandra Kosteniuk.
4.Runde/AF (09.08. – 11.08.):
Rasmus Svane (2631) – Wang Hao (CHN/2709) 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0:1
Vincent Keymer (2701) – Magnus Carlsen (NOR/2835) 1:0 0:1 0,5 0,5 0,5 0:1
Elisabeth Pähtz (2471) – Ju Wenjun (CHN/2564) 0,5 0,5 0,5 1:0
Vincent Keymer hat zum ersten Mal in seiner Karriere Magnus Carlsen bezwungen (Partie), Rasmus Svane und Elisabeth Pähtz spielten jeweils remis.
Interview mit Keymer
In der zweiten Partie leistete sich Carlsen erneut einen Fehler, doch der Bauerngewinn gleichbedeutend mit einer möglichen Vorentscheidung war nicht leicht zu finden. So landete Keymer in einem schwierigen Endspiel, bei dem er mit wenig Bedenkzeit schließlich danebengriff (Partie). Damit geht es am Freitag in den Tie-Break, ebenso wie für Svane und Pähtz nach ihrem zweiten Remis.
Interview mit Carlsen
In drei der vier Tie-Break-Partien kam Vincent Keymer in Schwierigkeiten, wobei Magnus Carlsen seinen Vorteil in Partie eins und zwei überraschend nicht verwerten konnte. Nach einem ausgeglichenen Verlauf im ersten 10+10 Spiel, schlug der Weltranglistenerste dann doch zu. Rasmus Svane und Wang Hao trennten sich sechsmal unentschieden, ehe in der ersten 3+2-Partie die Entscheidung zu Gunsten von Wang Hao fiel.
Dagegen gewann Elisabeth Pähtz nach einem Remis zum Auftakt die zweite 25+10-Partie und steht damit erstmals im Viertelfinale. Ausgeschieden sind Humpy Koneru, Wesley So, Peter Svidler und Hikaru Nakamura, der gegen Praggnanandhaa mit 1:3 den Kürzeren zog.
AF/VF (12.08. – 14.08.):
Elisabeth Pähtz (2471) – Anna Muzychuk (UKR/2504) 0,5 0,5 1:0 0:1 0:1 1:0 0:1 0,5
Nach zwei Remis ging es in den Tie-Break, wobei Anna Muzychuk im Endspiel von Partie zwei eine Gewinnchance hatte. Im Schnellschach legte dann Elisabeth Pähtz mit einem Schwarzsieg vor, doch ein falscher Zug im folgenden Leichtfigurenendspiel brachte den Ausgleich. Daraufhin gewann Anna Muzychuk wiederum mit Schwarz, doch auch Elisabeth Pähtz gelang der Ausgleich mit den schwarzen Steinen. In der ersten Blitz-Partie stand die deutsche Nummer eins mit Schwarz erneut ausgezeichnet, übersah dann aber einen drohenden Figurenverlust. Danach erzielte Anna Muzychuk das notwendige Remis zum Halbfinaleinzug. Im offenen Turnier war wie bei den Damen im Achtelfinale Endstation für den Titelverteidiger: Jan-Krzysztof Duda unterlag Fabiano Caruana 0,5:1,5. Außerdem schied Ian Nepomniachtchi mit 2:4 gegen Vidit Gujrathi aus.
VF/HF (15.08. – 17.08.):
Gleich vier Inder standen im Viertelfinale, wobei mit Praggnanandhaa und Arjun Erigaisi zwei der Top-Talente aufeinandertrafen. Erigaisi gewann seine Schwarz-Partie kassierte aber den Ausgleich. Der Tie-Break begann mit zwei Remis, woraufhin vier Schwarzsiege folgten. In der ersten Sudden-Death-Partie gelang Pragg mit Weiß die Entscheidung. Das dritte indische Top-Talent Gukesh, der sich in der Live-Weltrangliste mittlerweile auf Rang acht nach vorne gekämpft und die Legende Viswanathan Anand als indische Nummer eins abgelöst hat, musste sich Magnus Carlsen mit 0,5:1,5 geschlagen geben. Fabiano Caruana gewann mit demselben Resultat gegen Leinier Dominguez Perez und die Turnierüberraschung Lokalmatador Nijat Abasov (#69 der Setzliste) bezwang Vidit ebenfalls mit 1,5:0,5. Bei den Damen setzte sich Aleksandra Gorjachkina mit 1,5:0,5 gegen Tan Zhongyi durch und Nurgyul Salimova bezwang Anna Muzychuk mit 3,5:2,5, womit sie die erste IM im Finale des World Cup ist.
HF/Finale (19.08. – 21.08.):
Magnus Carlsen hat zum ersten Mal das World-Cup-Finale erreicht, musste gegen Nijat Abasov in Partie eins aber an einer Stelle einen kritischen Moment überstehen. Fabiano Caruana war in der ersten Tie-Break-Partie drauf und dran in Führung zu gehen, verpasste jedoch seine Chance, während Praggnanandhaa in Partie drei seine Gelegenheit nutzte. Im Damenfinale stand Nurgyul Salimova sowohl in Partie zwei, als auch in der ersten Tie-Break-Partie klar besser, konnte aber den Sack nicht zumachen und so ergriff Aleksandra Goryachkina ihre Chance und sicherte sich den Titel. Anna Muzychuk bezwang Tan Zhongyi mit 1,5:0,5 und qualifizierte sich somit für das Kandidatinnenturnier 2024.
Finale (22.08. – 24.08.):
Nachdem er sich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hatte, ging Magnus Carlsen angeschlagen in sein erstes Weltcup-Finale. Mit Schwarz gelang es ihm jegliche weiße Initiative zu neutralisieren und tags darauf wählte er eine zahnlose Variante, die in einer schnellen Punketeilung mündete. Im Tie-Break griff Praggnanandhaa mit Weiß zunächst an, doch Carlsen gelang es nicht nur den Angriff zu stoppen, sondern im Endspiel seine große Stärke in die Waagschale zu werfen: sukzessive seine Figuren minimal zu verbessern, bis die gegenerische Verteidigungsaufgabe mit wenig Bedenkzeit zu schwierig wird. Danach führte Carlsen die folgenden Partie schnell in ruhige Gewässer und holte damit nun auch den letzten fehlenden wichtigen Titel in seiner Karriere. Im Match um Platz drei legte Nijat Abasov vor, nachdem Fabiano Caruana ein grober Überseher unterlaufen war und er dem folgenden Mattangriff nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Doch Caruana schlug zurück, erzwang den Tie-Break und gewann dort beide Schnellschachpartien.

