Gegen den Tabellenzweiten Norris-Tarrasch Nürnberg 4 hatten wir die letzte, äußerst vage Chance auf den Klassenerhalt. Vage, weil NT 4 in Normalbesetzung im Schnitt gut 250 DWZ-Punkte höher bewertet ist. Und in solcher Besetzung traten sie auch an.
Nach 1 3/4 Stunden musste Thomas Hummel an Brett 2 gegen FM Oscar Hirn Lehrgeld zahlen, nachdem er 20 Züge gut mitgehalten hatte, dann aber in eine taktische Falle seines Gegners lief, die ihn eine ganze Figur kostete. Selbstverständlich gab er dann auf.
Nach 2 1/2 Stunden musste dann Timon Götz an Brett 3 gegen Dimitrios Vogiatzis die Waffen strecken, der Timon systematisch einengte und dauerhafte Stellungsschwächen verpasste. Schlag auf Schlag ging es weiter nach 3 Stunden als zunächst Christian Junker (Brett 4) Hermann Krauß‘ feinem Positionsspiel Tribut zollen musste und verlor, und gleich darauf gleichzeitig Eva Schilay (Brett 5) gegen Manfred Lutzky und Paul Neppert (Brett 7) gegen Arne Deschler aufgaben. Eva fand nie richtig ins Spiel und wurde am in einem sehenswerten Königsangriff aus dem Sattel gehoben. Paul ließ sich einen Läufer einsperren und fangen und als alles Gegenspiel verebbt war, ging auch noch sein König Baden (Matt).
So stand es schon 0:5 und bei den restlichen Partien sah es nicht schlecht aus, ging es aber nur noch um Kosmetik. Ruy Lopez empfahl bereits um 1560 :“Stelle das Brett so, dass die Sonne in die Augen deines Gegners scheint“. Als jedoch die tiefstehende Sonne unsere Gegner tatsächlich blendete, hängten wir als gute Gastgeber selbstlos Decken vor die Fenster. Mattias Birkner gelang an Brett 1 gegen Florian Walter nach langer Durststrecke mal wieder eine ordentliche Partie, in deren Verlauf er für aktives Spiel und ein potentes Läuferpaar zwei Bauern gab. Am Ende hatte er giftige Drohungen gegen den weißen König und hätte er nicht mit den letzten zwei Minuten auf der Uhr a tempo die erstrebte Remisabwicklung gespielt, sondern in Ruhe den stillen, siegbringenden Damenzug gesucht und gefunden, wäre mehr drin gewesen.
Ebenso bei Christoph Reger an Brett 8, der gegen Helmut Süß eine starke Partie spielte und mit dem Läuferpaar und einem starken Zentrum die Trümpfe auf seiner Seite hatte, aber durch etwas überstürztes Handeln den Vorteil einbüßte und das Remis annehmen musste.
Mit 4 Stunden die längste Partie des Kampfes spielte Johannes Hierl an Brett 6 gegen Aylin Albayrak. Jojo konnte im frühen Mittelspiel einen Turm für einen Läufer und zwei Bauern erobern und in der Folge den schwarzen Monarchen in Freie z (auf das Feld d3) zu zerren. Allerdings fand er dort nicht die entscheidende Wendung für den Sieg, der auch in der Remis gegebenen Schlussstellung noch drin gewesen wäre.
So stand am Ende eine derbe 1,5:6,5 Schlappe, nach der uns nicht mal ein Wunder mehr vor dem Abstieg retten kann. Die Niederlage ist mit ihren vergebenen Chancen und außer Form gespielten Partien auch irgendwie sinnbildlich für die ganze Saison, hatten wir uns doch in der vorherigen Corona-Saison mit fast derselben Mannschaft gegen fast dieselben Gegner in 5 Begegnungen 22,5 Brettpunkte erspielt, und und den bisherigen 7 Begegnungen dieser Saison nur 18,5. Da wäre mehr drin gewesen. Schade.