Schacholympiade 2022

Posted by Sebastian in Saison 21/22 | Kommentare deaktiviert für Schacholympiade 2022

Vom 29. Juli bis 9. August findet in Chennai (Indien) die 44. Schacholympiade statt. Im offenen Turnier sind 186 Mannschaften am Start, angeführt von den USA mit einem Schnitt von 2771 als klarer Favorit. Derweil hat China – Titelverteidiger in beiden Wettbewerben – wegen der Pandemie auf eine Teilnahme verzichtet, russische Teams wurden wegen des Angriffs auf die Ukraine ausgeschlossen. Hinter den USA gehen neun Teams mit einem Schnitt von 2696 – 2662 ins Rennen, darunter #2 Indien, #3 Norwegen (mit Magnus Carlsen) und Deutschland an #9 (2664). Das Spitzenbrett besetzt erstmals der 17jährige Vincent Keymer, gefolgt vom amtierenden Europameister Matthias Blübaum, Rasmus Svane, Liviu-Dieter Nisipeanu und Dmitrij Kollars. Bei den Damen führt Indien (2486) die Setzliste der 159 Teams knapp vor der Ukraine (2478) und Georgien (2475) an. Die deutschen Damen sind an #8 (2383) gesetzt und treten mit Elisabeth Pähtz, Josefine Heinemann, Hanna Marie Klek vom SC Erlangen 48/88, Dinara Wagner und Jana Schneider vom SC Bavaria Regensburg von 1881 an. Jana trug auch schon das Trikot des SK Neumarkt, als sie als Gastspielerin unsere U14-Mädchenmeisterschaft zu Platz 5 bei der DVM 2014 führte.

Rundenbeginn ist täglich um 11:30h, am 04.08. ist ein Ruhetag und am 09.08. werden die Breter um 6:30h freigegeben. Es gibt wieder zahlreiche Übertragungen mit Live-Kommentierung.

Open R1: Sudan – Deutschland 0:4
Open R2: Deutschland – Finnland 3:1
Open R3: Österreich – Deutschland 2,5:1,5
Open R4: Deutschland – Irland 2,5:1,5
Open R5: Slowenien – Deutschland 1:3
Open R6: Deutschland – Italien 2,5:1,5
Open R7: Serbien – Deutschland 1,5:2,5
Open R8: Deutschland – Usbekistan 1,5:2,5
Open R9: Litauen – Deutschland 2:2
Open R10: Deutschland – Israel 3:1
Open R11: Deutschland – Indien 2 1:3

In den ersten beiden Runden setzten sich die nominellen Favoriten meist deutlich durch, aber es gab vereinzelt Überraschungen. So kam u.a. Levon Aronian bei seinem Debüt für das US-Team mit einem blauen Auge in Form eines Remis gegen IM David Silva aus Angola davon. In Runde zwei hätte der Setzlistenerste gut und gerne ein 2:2 gegen Paraguay abgeben können, aber FM Ruben Zacarias (2175) ließ Sam Shankland (2720) ins Remis entkommen. Tags darauf mussten sich drei Top-10-Teams von ihrer weißen Weste verabschieden, darunter leider auch Deutschland, die 2018 noch ungeschlagen durch das Turnier gekommen waren. Gegen Österreich erlitt man an beiden hinteren Brettern Schiffbruch und unterlag 1,5:2,5. Derweil verlor Norwegen 1:3 gegen Italien und die Ukraine kam zu einem glücklichen 2:2 gegen Kuba.
Nach vier Runden gibt es noch fünf Teams ohne Verlustpunkt: Indien 2 (die gegen Italien die ersten beiden Remis abgaben), Armenien, Israel (nach einem 2,5:1,5 gegen die Niederlande), England und Spanien. Dagegen gab es beim Duell Indien 1 gegen Frankreich vier Remis und auch zwischen Polen und Rumänien gab es an keinem Brett einen Sieger. Usbekistan war drauf und dran den Top-Favoriten zu schlagen: Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Abdusattorov bezwang Fabiano Caruana im Endspiel, doch Jakhongir Vakhidov brachte sich mit einem falschen Zug im Endspiel um den verdienten Lohn gegen Shankland. Eine Punkteteilung gab es auch zwischen der Türkei und Aserbaidschan, während die Ukraine der Slowakei mit 1,5:2,5 unterlag. Bei Deutschland griff heute erstmals Vincent Keymer ein und gewann seine Premierenpartie bei einer Schacholympiade gegen Alexander Baburin. Am Ende gelang ein glücklicher 2,5:1,5 Erfolg über Irland, da Tarun Kanyamarala den Gewinnweg gegen Rasmus Svane nicht fand.
Aus dem Spitzenquintett wurde in Runde fünf ein Führungsduo bestehend aus Indien 2 und Armenien mit je 10:0 Punkten. Die junge indische Truppe setzte sich gegen Spanien dank der Siege von Gukesh und Adhiban mit 2,5:1,5 durch, Praggnanandhaa kassierte die erste Niederlage gegen Jaime Santos Latasa. Gukesh zeigt bislang eine eindrucksvolle Leistung, bezwang auch Alexei Shirov und steht jetzt bei 5/5! Armenien setzte sich mit 2,5:1,5 gegen England durch, dasselbe Resultat gab es zwischen Indien 1 und Rumänien sowie der USA und Israel. Frankreich und Polen trennten sich 2:2 unentschieden, während Aserbaidschan eine 1,5:2,5 Niederlage gegen Kuba hinnehmen musste. Ungeschlagen bleibt das junge Team aus Usbekistan, beim 4:0 Erfolg über die Slowakei holte Abdusattorov Sieg Nummer fünf. Die deutschen Herren bezwangen Slowenien problemlos mit 3:1, Keymer und Kollars gewannen dabei ihre Partien.
Es gab einige Kandidaten die man hätte nennen können, wenn man sich vor dem Turnier gefragt hätte, welches Team denn nach sechs von elf Runden alleine in Front liegen würde. Armenien hätten sicher nicht viele auf der Rechnung gehabt, gleichwohl die Armenier in Mannschaftswettbewerben immer stark sind. Ohne ihre langjährige Nummer #1 Levon Aronian konnten sie alle Wettkämpfe bislang gewinnen, so auch heute gegen Indien 2. Zwar setzte Gukesh auch gegen Gabriel Sargissian seinen Siegeszug fort, aber Adhiban unterlag Samvel Ter-Sahakyan und auch Raunak Sadhwani zog gegen Robert Hovhannisyan den Kürzeren. Indien 1 bleibt ungeschlagen, hätte beim 2:2 gegen Usbekistan aber verlieren können. Abdusattorov geriet gegen Pentala Harikrishna früh auf Abwege, aber Shamsiddin Vokhidov gewann gegen Krishnan Sasikiran. Die USA kletterte mit einem 2,5:1,5 über den Iran auf Rang zwei, dank des Erfolgs von Caruana über Parham Maghsoodloo. Vier Unentschieden gab es zwischen Spanien und Kuba, während Polen überraschend Serbien 1,5:2,5 unterlag. Das deutsche Team brachte sich gegen Italien selbst in Schwierigkeiten, am Ende setzte man sich aber glücklich mit 2,5:1,5 durch und ist dmait eine von elf Mannschaften die hinter Armenien (12) und den USA (11) mit je 10:2 Punkten gut im Rennen liegen.
Das Spitzenduell zwischen Armnenien und den USA sah vier entschiedene Partien. Den Anfang machte Wesley So, der eigentlich selbst etwas übersehen hatte, aber Hrant Melkumyan war zu gierig, bemerkte eine feine Matt-Kombination inklusive Damenopfer zu spät und verblieb mit einer hoffnungslosen Stellung. Beim Stand von 2:1 für die USA spielte sich dann das wahre Drama an Brett vier ab. Hier versuchte Sam Shankland seit Stunden eine schlechte Position gegen Robert Hovhannisyan zu halten und wurde belohnt, als dieser in Zug 82 seinen Vorteil verspielt hatte. Wenig später griff Shankland in Erwartung des Damenschachs auf h1 zu seinem König und musste nach Kc2 feststellen, dass sein Gegner die Dame auf g2 gezogen hatte. Schlimmer noch: der einzig legale Königszug Kc1 stellte die Partie ein und Shankland gab auf (Video bei Chess24). Indien 1 setzte sich im ersten indischen Duell mit 3:1 gegen Indien 3 durch. Die derzeitige Stärke Indiens erkennt man daran, dass auch das dritte Team noch an #16 gesetzt ist, vier GMs mit 2600+ aufbieten kann und wie die beiden anderen Mannschaften Indiens 10:2 Punkte auf dem Konto hatte. Indien 2 bezwang Kuba 3,5:0,5 und Usbekistan kam zu einem glatten 4:0 über Peru, während sich die Niederlande und Frankreich 2:2 trennten. Die deutschen Herren gewannen gegen Serbien mit 2,5:1,5 dank des Erfolgs von Dmitrij Kollars. Damit gehört Deutschland einem Sextett mit 12:2 Punkten an, das einen Zähler hinter Spitzenreiter Armnenien liegt.
Armenien bleibt weiter in der Erfolgsspur und bezwingt Indien 1 mit 2,5:1,5. Zwar konnte Robert Hovhannisyan seinen Vorteil gegen S.L. Narayanan nicht verwerten, aber Gabriel Sargissian holte nach seinem Sieg über Caruana tags zuvor den nächsten bigpoint. Er stellte Pentala Harikrishna mit dem Läuferpaar im Leichtfigurenendspiel so lange vor Probleme, bis er nach über 100 Zügen den Gewinn in der Tasche hatte. Mit Spannung erwartet wurde das Duell zwischen Top-Favorit USA und dem heiß gehandelten Geheimfavoriten Indien 2. Und die junge indische Truppe ließ den Top-GMs keine Chance und gewann 3:1. Nach einem Remis von Praggnanandhaa gegen Wesley So, teilte auch Nihal Sarin mit Blick auf die verbliebenen Stellungen trotz Vorteils den Punkt mit Levon Aronian. Denn Gukesh hatte trotz anfänglicher Probleme gegen Caruana die Initiative übernommen und diesen in der Folge komplett überspielt. Damit steht er jetzt bei sensationellen 8/8 (Leistung 3366!) und hat sich im Live-Rating auf Rang #20 der Weltrangliste gespielt. Obendrein gewann Raunak Sadhwani gegen Leinier Dominguez Perez. Die deutschen Herren mussten sich gegen Usbekistan beweisen, die bis dato einen glänzenden Eindruck hinterlassen hatten: 4x 4:0, 1x 3:1 und gegen die Top-Teams USA und Indien 1 zweimal unglücklich 2:2. An Brett 4 gab es nach ausgeglichenem Verlauf ein Remis, aber an den vorderen Brettern sah es gar nicht gut aus. Derweil verpasste Rasmus Svane eine Chance gegen Javokhir Sindarov und musste sich mit der Punkteteilung begnügen. Vincent Keymer musste sich der tiefen Vorbereitung von Abdusattorov erwehren, verbrauchte viel Zeit und stand mit dem Rücken zur Wand. Nach dem der Usbeke nicht die beste Fortsetzung fand, gelang es Keymer trotz Zeitnot mit präziser Verteidigung die Partie in den Remishafen zu steuern. Matthias Blübaum dagegen wurden seine Schwächen auf den schwarzen Feldern sowie der weiße Bauer auf d6 als Pfahl im Fleisch zum Verhängnis und er konnte die Partie gegen Nodirbek Yakubboev nicht halten. Auch Kasachstan musste sich Aserbaidschan mit 1,5:2,5 geschlagen geben, da Kazybek Nogerbek (bis hierhin mit 6,5/7) im Endspiel gegen Nijat Abasov ein kapitaler Einsteller unterlief. Die Niederlande bezwang Ungarn mit 3:1 und Iran sorgte für die erste Niederlage der Franzosen. Dagegen kommt Team-Europameister Ukraine weiterhin nicht in Tritt und kam gegen Brasilien nicht über ein 2:2 hinaus. In der Tabelle findet man aktuell kein Team der Top-10 der Setzliste auf den Podestplätzen. Es führt weiterhin #12 Armenien mit 15 Punkten vor #11 Indien 2 und #14 Usbekistan mit 14. Die Niederlande, Iran und Aserbaidschan haben 13 Zähler auf dem Konto, gefolgt von zehn Mannschaften mit je 12 Punkten, darunter Deutschland auf Platz zehn. Doch jetzt geht das Turnier in die heiße Phase, die Performance in den letzten drei Runden wird entscheidend sein.
Man merkt dass es nun um die Wurst geht: die Anspannung steigt, die Spieler haben bereits acht Runden in neun Tagen in den Knochen und so mehren sich die dramatischen Wendungen im Inkrement und nicht erwartete Überseher. Im Duell der beiden letzten ungeschlagenen Teams, mussten nun auch die Armenier Federn lassen. Zwar war Robert Hovhannisyan drauf und dran sein schlechtes Endspiel gegen Jakhongir Vakhidov mindestens zu halten, doch letztlich musste er sich genau so geschlagen geben wie Samvel Ter-Sahakyan gegen Javokhir Sindarov. Abdusattorov drückte lange gegen Sargissian und remisierte zum 3:1 Endstand. Shakhriyar Mamedyarov gelang es den Siegszug von Gukesh zu stoppen und ihm das erste Remis im Turnier abzunehmen. Nachdem Raunak Sadhwani im Endspiel ein kapitaler Fehler unterlaufen war, brachte Nihat Abasov Aserbaidschan in Führung. Doch Praggnanandhaa setzte sich in einer Zeitnotschlacht gegen Vasif Durarbayli durch und rettete Indien 2 das Unentschieden. Vier Remis gab es zwischen den Niederlanden und dem Iran, während Indien 1 dank zweier Siege an den hinteren Brettern Brasilien mit 3:1 bezwingen konnte. Auch die USA gewann ihr Match gegen Griechenland mit 2,5:1,5, gleichwohl Levon Aronian gegen Nikolaos Theodorou zu viel Risiko gegangen war. Die deutschen Herren mussten am Ende mit einem 2:2 gegen Litauen zufrieden sein: nach Niederlagen von Dmitrij Kollars und Rasmus Svane retteten Vincent Keymer und Matthias Blübaum einen Mannschaftspunkt. An der Tabellenspitze befindet sich nun erstmals Usbekistan mit 16 Punkten, vor Indien 2 und Armenien mit je 15, sowie sieben Mannschaften mit 14 Zählern.
In der vorletzten Runde geriet nun auch Usbekistan erstmals gehörig unter Druck, rettete sich aber noch in ein Unentschieden gegen Indien 2. Das Duell der kommenden Weltklasse hielt was es versprach. Beim Stand von 1:1 gelang es Praggnanandhaa eine Qualität von Javokhir Sindarov zu erobern. Mit Turm gegen Läufer blieb Pragg noch der h-Bauer übrig und da dieser die Brettmitte noch nicht überschritten hatte, brachte er die Gastgeber in Front. Damit sah alles danach aus, dass die Geheimfavoriten als Tabellenführer in die letzte Runde gehen würden, denn Gukesh war gegen Abdusattorov am Drücker. Doch nach der Zeitkontrolle verflachte der Vorteil und plötzlich waren wieder alle drei Ergebnisse möglich. Letztlich zeigte sich, dass auch an Gukesh der Hype und die Erwartungshaltung der ganzen Nation nicht spurlos an ihm vorbeigehen. Unter Druck unterlief ihm in Zeitnot ein kapitaler Fehler und mit einem simplen Doppelangriff beendete Abdusattorov die Partie. Damit bleibt Usbekistan mit 17 Punkten an der Spitze, doch Armenien konnte mit einem 3:1 Erfolg über Aserbaidschan gleichziehen, hat aber die deutlich schlechtere Zweitwertung. Gabriel Sargissian holte wiederum den ganzen Punkt am Spitzenbrett, nachdem Mamedyarov ausgangs der Eröffnung daneben gegriffen hatte. Zudem setzte sich Robert Hovhannisyan gegen Nijat Abasov durch. Erste Verfolger des Spitzenduos sind Indien 2, Indien 1 und die USA mit einem Zähler Rückstand. Indien 1 gewann gegen den Iran mit 2,5:1,5, obwohl Pentala Harikrishna gegen Parham Maghsoodloo verlor. Aber Vidit Gujrathi konnte nach sieben Remis in Folge gegen Amin Tabatabaei gewinnen und S.L. Narayanan machte gegen Bardiya Daneshvar den Sack zu. Die USA setzte sich souverän mit 3:1 gegen die Türkei durch, während die Niederlande die Chance verpasste auf 16 Punkte zu kommen, da Anish Giri beim 2:2 gegen Serbien eine komplizierte Gewinnvariante gegen Aleksandar Indjic nicht fand. Die deutschen Herren behielten mit 3:1 gegen Israel die Oberhand, weil Vincent Keymer etwas gelang, was die Top-10-Spieler Giri, Caruana und Mamedyarov nicht schafften: ein Sieg gegen den bis dato ungeschlagenen Avital Boruchovsky. Keymer verpasste seinem Gegenüber in der Eröffnung Bauernschwächen, die er letztlich erfolgreich zur Eroberung eines Bauern nutzte. Nach zwei ungefährdeten Remis an den hinteren Brettern, hatte Matthias Blübaum eine kritische Phase zu überstehen, da er ein starkes Figurenopfer von Tamir Nabaty übersehen hatte. Doch der Israeli fand die beste Fortsetzung nicht und blieb auf dem Materialnachteil sitzen. Damit ist Deutschland eine von sechs Mannschaften mit 15 Punkten und befindet sich aktuell auf seinem Setzlistenplatz neun. Allerdings steht zum Abschluss mit Indien 2 eine schwere Aufgabe bevor.
Die drei Teams die bislang diesem Turnier ihren Stempel aufgedrückt haben, gewannen auch in der letzten Runde und erklommen damit verdient das Podest. Indien 2 bezwang nach der bitteren Pille am Vortag die deutschen Herren mit 3:1. Vicent Keymer und Rasmus Svane remisierten problemlos gegen die Wunderkinder Gukesh und Pragg. Aber Matthias Blübaum und Liviu-Dieter Nisipeanu kamen zwar beide nach Problemen zurück in die Partie, gerieten in Zeitnot jeoch endgültig auf die Verliererstrasse. Gabriel Sargissian profitierte von einem taktischen Überseher seitens Alexei Shirov und führte Armenien zum 2,5:1,5 Erfolg über Spanien. Spitzenreiter Usbekistan hatte das Match gegen die Niederlande unter Kontrolle und letztlich war es Jakhongir Vakhidov vorbehalten mit seinem Sieg über Max Warmerdam den sensationellen Titelgewinn unter Dach und Fach zu bringen. Usbekistan blieb als einzige Mannschaft ungeschlagen, holte mit 33 die meisten Brettpunkte (Indien 2 kam auf 32,5, alle anderen blieben unter 30) und hatte die deutlich bessere Zweitwertung als Armenien (435:382,5 Olympia-SoBe (= Anzahl Punkte der Gegner multipliziert mit den erzielten Brettpunkten im direkten Vergleich)). Armenien hatten nach dem Verbandswechsel von Levon Aronian wohl die wenigsten auf der Rechnung, aber der Titelträger der Jahre 2006, 08 und 12 zeigte wie immer eine geschlossene Mannschaftsleistung, gewann neunmal und musste sich nur dem Turniersieger geschlagen geben. Geheimfavorit Indien 2 wurde mit einem Zähler Rückstand starker Dritter, wird aber der verpassten Goldchance in der vorletzten Runde ein wenig nachtrauern. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die #14, #12 und #11 der Setzliste ganz vorne gelandet sind, wobei natürlich die jungen Spieler aus Usbekistan und Indien 2 noch deutlich an Rating zulegen werden. Auf Platz vier und fünf mit einem Punkt hinter den Podestplätzen liefen die #2 Indien 1 sowie das klar favorisierte US-Team ein, bei dem einfach zu viele Spieler nicht in Bestform waren. Eine Risesenüberraschung ist der sechste Rang von Moldawien mit ebenfalls 17 Punkten. Die #48 der Setzliste unterlag in Runde 2 Indien 1, blieb danach auch gegen gute Mannschaften ungeschlagen und katapultierte sich mit einem starken Schlussspurt mit Siegen über Rumänien, Norwegen und England weit nach vorne. Die Top-10 komplettieren Aserbaidschan, Ungarn, Polen und Litauen mit je 16 Punkten. Dahinter klassierten sich 14 Mannschaften mit je 15 Zählern, darunter Deutschland auf Platz 18, die aber mit Usbekistan und Indien 2 gleich zwei Gegner auf dem Podium hatten. Vincent Keymer holte bei seiner Olympia-Premiere sehr gute 6/8 und hatte damit mit 2766 die achtbeste Performance am Spitzenbrett (Gukesh mit 2867, Abdusattorov und Carlsen mit je 2803 waren hier die Medaillengewinner). Der Rest scorte zwischen 50 und 67%, was jeweils einen ELO-Verlust bedeutete. Insgesamt ein ordentliches Resultat in einem Feld mit sehr vielen guten Mannschaften. Für einen Schritt nach vorne, bräuchte es mehr Spieler die über Zahl spielen, das Potential dafür ist auf jeden Fall vorhanden.

Frauen R1: Deutschland – Sambia 4:0
Frauen R2: Dänemark – Deutschland 1:3
Frauen R3: Deutschland – Schweiz 3:1
Frauen R4: Rumänien – Deutschland 2,5:1,5
Frauen R5: Deutschland – Mongolei 3:1
Frauen R6: Israel – Deutschland 3:1
Frauen R7: Deutschland – Türkei 3,5:0,5
Frauen R8: Vietnam – Deutschland 1,5:2,5
Frauen R9: Deutschland – England 3,5:0,5
Frauen R10: Deutschland – Ukraine 1,5:2,5
Frauen R11: Indonesien – Deutschland 1,5:2,5

Meist deutliche Resultate zu Gunsten der Favoritinnen gab es bei den Damen in den ersten Runden. Doch in Runde drei erwischte es die ersten beiden Top-10-Teams: die USA unlerlag der Mongolei mit 1:3 und Armenien verlor 1,5:2,5 gegen Estland.
Am vierten Tag musste auch Deutschland die erste Niederlage hinnehmen, die Rumänin Mihalea Sandu drehte die Partie gegen Josephine Heinemann zum 2,5:1,5. Die Mongolei holte beim 2:2 gegen Kasachstan den nächsten Punkt gegen ein Top-10-Team. Die topgesetzten Inderinnen bezwangen Ungarn mit 2,5:1,5 und auch die Ukraine behielt gegen Bulgarien knapp mit 2,5:1,5 die Oberhand. Ebenfalls verlustpunktfrei sind Aserbaidschan, Polen, Frankreich, Indien 2, Georgien und Rumänien.
Indien 1 bleibt nach einem 2,5:1,5 Erfolg über Frankreich verlustpunktfrei, genauso wie Georgien und Rumänien. Georgien verwies dabei Indien 2 mit 3:1 in die Schranken und #20 Rumänien setzte seinen Siegeszug mit 2,5:1,5 gegen #4 Polen fort. Die Ukraine und Aserbaidschan trennten sich 2:2 unentschieden, während die USA eine weitere überraschende 1,5:2,5 Niederlage gegen Peru hinnehmen musste. Deutschland kam zu einem ungefährdeten 3:1 über die Mongolei, die schon drei von vier möglichen Punkten gegen Teams aus den Top-10 einfahren konnten. Dabei sorgten einmal mehr Dinara Wagner (4/4) und Jana Schneider (5/5!) für die Entscheidung.
Auch bei den Damen gibt es nach sechs Runden noch ein verlustpunktfreies Team. Indien 1 bezwang Georgien mit 3:1 und liegt damit einen Zähler vor Aserbaidschan (3:1 gegen Kasachstan) und Rumänien (die der #2 Ukraine ein 2:2 abnahmen), gefolgt von acht Teams mit 10:2 Punkten. Die deutschen Frauen gehören leider nicht dazu, da man Israel mit 1:3 unterlag. Die beiden Top-Scorerinnen mussten dabei heute erstmals Punkte abgeben: Jana Schneider spielte remis, Dinara Wagner verlor ihre Partie genauso wie Hanna Marie Klek.
Die indischen Damen behielten ihre weiße Weste und bezwangen auch Aserbaidschan mit 2,5:1,5, obwohl man aus zwei vielversprechenen Stellungen an den vorderen Brettern nur ein Remis holte. Die Ukraine (3,5:0,5 gegen die Niederlande), Armenien (2,5:1,5 gegen Israel) und Georgien (2,5:1,5 gegen Rumänien) sind das erste Verfolgertrio mit zwei Zählern Rückstand. Polen kam gegen Bulgarien nicht über ein 2:2 hinaus, während Indien 2 überraschend 1,5:2,5 Griechenland unterlag. Die deutschen Damen feierten einen souveränen 3,5:0,5 Erfolg über die Türkei und sind zurück in den Top-20.
Im Duell der #1 der Setzliste Indien und der #2 Ukraine hatte Anna Ushenina beim Stand von 1,5:1,5 Vorteile im Doppelturmendspiel, aber Vaishali Rameshbabu hielt den Laden zusammen. Damit gab Indien zwar den ersten Mannschaftspunkt ab, verteidgte aber die Tabellenspitze mit nun 15 Punkten. Erste Verfolgerinnen sind nun Georgien mit 14 Zählern nach einem 3,5:0,5 über Armenien. Die Ukraine führt ein Quintett mit 13 Punkten an, gefolgt von neun Teams mit je 12 Zählern. Darunter befinden sich auch die deutschen Damen nach einem 2,5:1,5 Erfolg über Vietnam. Den einzigen Sieg verbuchte Jana Schneider, die damit bei 7,5/8 steht – einzig die Polin Oliwia Kiolbasa hat mit perfekten 8/8 eine noch bessere Bilanz.
In der neunten Runde hat es nun auch Indien 1 erwischt und man unterlag Polen 1,5:2,5. Harika Dronavalli war am Drücker, fand aber kein Durchkommen und so war es erneut Vaishali, die beim Stand von 1,5:1,5 den Mannschaftspunkt sichern musste. Sie hatte ein klassisches Turmendspiel auf dem Brett, bei dem der gegnerische Mehrbauer der a-Randbauer ist und am Königsflügel noch je drei Bauern auf dem Brett sind. Doch ihr unterlief ein Fehler, so dass Oliwia Kiolbasa am Königsflügel der f-Bauer übrig blieb, mit dem sie den König von seiner Verteidigungszone (g7,h7) ablenken konnte. Dies bedeutete Sieg Nummer neun für Kiolbasa. Nun hätte Georgien die Tabellenführung übernehmen können, trennte sich von der Ukraine aber 2:2 Unentschieden. Kasachstan setzte sich mit 3:1 gegen Bulgarien durch und komplettiert damit das Spitzenquarttet mit je 15 Punkten. Dahinter lauern fünf Teams mit einem Zähler Rückstand, darunter auch die deutschen Damen nach einem 3,5:0,5 Erfolg über England. Dabei erhöhte Jana Schneider mit einer feinen Angriffspartie ihren Score auf 8,5/9 und Hanna Marie Klek konnte in ein gewonnenes Turmendspiel abwickeln.
Die indischen Damen zeigten sich gut erholt von der ersten Niederlage tags zuvor und bezwangen Kasachstan mit 3,5:0,5. Doch im zweiten Spitzenduell sah es kurz danach aus, als würde Polen die Tabellenführung verteidigen können. Dabei hatte Oliwia Kiolbasa gegen Lela Javakhishvili ihr erstes Remis abgegen, aber Maria Malicka gewann gegen Salome Melia. Dafür stand Monika Socko mit dem Rücken zur Wand, doch Nino Batsiashvili machte die Tür nochmal einen Spalt auf. Laut Tablebase war das Endspiel mit Turm gegen Läufer, Springer und Bauer remis, in der Praxis aber kaum zu halten und somit endete der Wettkampf 2:2. Die deutschen Damen mussten sich der #2 Ukraine nur knapp mit 1,5:2,5 geschlagen geben. Elisabeth Pähtz und Jana Schneider kamen zu ungefährdeten Unentschieden, wobei Jana zwischendurch positionelle Vorteile hatte. Leider konnte Dinara Wagner in einer Zeitnotschlacht ihre Partie gegen Anna Ushenina nicht halten. Josefine Heinemann stand gehörig unter Druck, verteidgte sich aber zäh und wurde mit einem Remis gegen Anna Muzychuk belohnt. Damit geht Indien 1 als alleiniger Tabellenführer mit 17 Punkten in die letzte Runde, gefolgt von Polen, Aserbaidschan (nach einem 4:0 gegen Armenien), Ukraine und Georgien mit 16. Dahinter lauert ein Quintett mit je 15 Zähler, darunter Indien 2 und Indien 3! Deutschland liegt mit 14 Punkten auf Rang 14 und kann mit einem Erfolg zum Abschluss gegen Indonesien den erhofften Top-10-Platz erreichen.
Eigentlich war alles wie gemalt für die Gastgeberinnen: Indien ging als alleiniger Spitzenreiter in die letzte Runde und hatte mit den USA einen Gegner, der bis dato in diesem Turnier nicht überzeugt hatte. Doch Tania Sadchdev und Bhakti Kulkarni verloren erstmals und die USA gewann mit 3:1. Damit war die Tür für die vier Verfolger offen. Mariya Muzychuk brachte die Ukraine gegen Polen in Führung und letztlich setzte sich Anna Ushenina im Turmendspiel zum 3:1 Endstand durch, womit auch Oliwia Kiolbasa ihre erste Niederlage quittieren musste. Damit war die Ukraine in Führung und wartete gebannt auf dem Ausgang des Matches zwischen Aserbaidschan und Georgien. Nino Batsiashvili drehte ihre Partie gegen Khanim Balajayeva und Meri Arabidze bezwang Ulviyya Fataliyeva zum 3:1 Endstand. Damit hatte letztlich das einzig ungeschlagene Team der Ukraine mit 18 Punkten die Nase vorne, dank der besseren Zweitwertung gegenüber Georgien (413,5:392). Für die lange auf Goldkurs gesteuerten Inderinnen reichte es mit 17 Zählern knapp zu Bronze vor den USA (396,5:390) und Kasachstan, die einen fast schon verloren geglaubten Wettkampf gegen Indien 3 2,5:1,5 gewannen. Dahinter klassierten sich neun Teams mit je 16 Punkten mit Polen, Aserbaidschan, Indien 2, Bulgarien und Deutschland auf den Rängen sechs bis zehn. Die deutschen Damen hatten zum Abschluss Indonesien mit 2,5:1,5 bezwungen, dank des Erfolgs von Dinara Wagner gegen Dewi Ardhiani Anastasia Citra. Deutschland hatte zwei Rückschläge in Runde vier und sechs zu verdauen, gewann aber nach dem Ruhetag vier von fünf Wettkämpfen und unterlag nur den Olympiasiegerinnen knapp. Der zehnte Platz ist ein gutes Ergebnis, ist es doch seit dem Jahr 2000 erst die dritte Top-10-Plazierung. Für das herausragende Resultat aus deutscher Sicht sorgte Jana Schneider, die mit der Goldmedaille für die beste Spielerin an Brett 5 ausgezeichnet wurde: Leistung 2414 mit 9/10 (Silber und Bronze gingen an Ulviyya Fataliyeva (2312) und Divya Deshmukh (2298))! Jana ist damit die erste Deutsche die eine Goldmedaille bei einer Schacholympiade holt. Bislang gab es überhaupt erst je eine Silber- und Bronzemedaille durch Barbara Hund 1978 und 1980, sowie je zweimal Silber und Bronze bei den Teilnahmen der DDR vor mehr als 60 Jahren.

Partien Open auf Lichess
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Turnierseite
Turnierseite beim DSB
Fazit der deutschen Teams

Interview mit dem Team Usbekistan
Videos bei Chessbase India

Impressionen aus Chennai
Lebendschach

Video von der Eröffnungsfeier

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