Vom 26. – 30. Dezember finden in Warschau die Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach statt. An den ersten drei Tagen geht es um die Krone im Schnellschach (15+10, 13 Runden, 11 Runden bei den Damen), danach folgt die Blitz-WM (3+2, 21 Runden, 17 Runden bei den Damen). Weltmeister Magnus Carlsen holte bei der letzten Auflage 2019 beide Titel und möchte nach der erfolgreichen Titelverteidigung im klassischen Schach nun auch die „triple crown“ behalten. Bei den Damen sind Humpy Koneru und Kateryna Lagno die amtierenden Weltmeisterinnen.
Nach dem ersen Tag liegt das Trio Jan-Krzysztof Duda, Magnus Carlsen und Baadur Jobava mit 4,5/5 an der Spitze, bei den Damen führen Valentina Gunina und Alexandra Kosteniuk mit 4/4 die Tabelle an. Der frischgebackene Vize-Europameister im Schnellschach Alexander Donchenko verpasste in der ersten Runde eine Überraschung gegen die #2 Hikaru Nakamura und verlor am Ende sogar noch. Nicht besser erging es Rasmus Svane in Runde vier gegen Anish Giri, als er im Damenendspiel mit zwei Mehrbauern ins Matt lief. Elisabeth Pähtz musste nach perfekten drei Runden zum Abschluss des heutigen Tages gegen Valentina Gunina eine Niederlage hinnehmen.
Am zweiten Tag gelang es Carlsen mit Alireza Firouzja (Video bei Chessbase India) und Duda (Video bei Chessbase India) zwei seiner ärgsten Konkurrenten zu bezwingen. Zudem remisierte er mit Jobava (Video bei Chessbase India) und Alexander Grischuk (Video bei Chessbase India), wonach er mit 7,5/9 als alleiniger Spitzenreiter in den letzten Tag geht. Mit einem halben Zähler Rückstand folgen Nodirbek Abdusattorov, Grischuk und Ian Nepomniachtchi vor neun Spielern mit 6,5 Punkten angeführt von Duda. Svane und Matthias Blübaum liegen mit 5,5 Zählern auf den Rängen 42 und 50. Bei den Damen gewann Kosteniuk das Duell der Spitzenreiterinnen gegen Gunina und gab in Runde sieben gegen die Turnierüberraschung Assel Serikbay ihr bislang einziges Remis ab. Damit liegt sie mit 7,5/8 bereits 1,5 Punkte vor einem Sextett angeführt von Serikbay und Titelverteidigerin Koneru. Es folgen elf Spielerinnen mit 5,5 Zählern, zu denen auch Pähtz gehört.
Der Abschlusstag begann mit der ersten Niederlage des Weltmeisters, der gegen Abdusattorov (Video bei Chessbase India) weiter auf Gewinn spielte, als er die Remisreißleine hätte ziehen sollen. Nach einem Remis gegen Nepo demonstrierte Carlsen gegen Aronian feine Endspieltechnik (Video bei Chessbase India) und schloß wieder zu den Führenden auf. Mit Abdusattorov, Nepo, Carlsen und Fabiano Caruana ging ein Quartett mit 9/12 in die letzte Runde. Hier forcierte Caruana überraschend ein schnelles Remis gegen Nepo, obwohl er die schlechteste Buchholz hatte. Da bei Punktgleichheit nur die beiden Besten nach Feinwertung einen Tie-Break um den Titel spielen würden, musste Carlsen gegen Nakamura gewinnen, falls Abdusattorov gegen Duda punkten würde. Der Spitzenreiter stand zwischenzeitlich auch deutlich schlechter, rettete sich aber ins Remis. Carlsen dagegen verpasste eine Gewinnidee im Turmendspiel (Video bei Chessbase India) und musste sich in die Punkteteilung fügen. Damit lautete die Reihenfolge an der Spitze: Abdusattorov vor Nepo, Carlsen und Caruana. Auf Rang fünf kam Duda der ein Septett mit 9 Punkten anführte. Abdusattorov und Nepo spielten nun den Titel im Tie-Break aus, der zunächst zwei Blitzpartien (3+2) vorsah, ehe weitere Blitzpartien auf dem Programm standen, bis es eine Gewinnpartie geben würde. In der ersten Partie landete Abdusattorov in einem unangenehmen Endspiel, zog aber auch dank mehr Zeit auf der Uhr den Kopf aus der Schlinge. Mit den weißen Steinen (Video bei Chessbase India) war dann der 17jährige Usbeke am Drücker, übersah zwar im dramatischen Zeitnotfinale ein zweizügiges Matt, behielt am Ende aber die Oberhand und kürte sich zum jüngsten Schnellschachweltmeister der Geschichte (Interview bei Chessbase India). Blübaum und Svane kletterten am letzten Tag mit guten 8/13 auf die Ränge 34 und 35. Daniel Fridman kam mit 7,5 Zählern auf Platz 46, Alexander Donchenko (7) und Andreas Heimann (6) belegten die Ränge 69 und 115. Bei den Frauen brachte Kosteniuk mit drei Unentschieden ihren Vorsprung über die Ziellinie und gewann den Titel mit 9/11 vor Bibisara Assaubayeva mit 8,5, Gunina und Lagno mit je 8 sowie neun Spielerinnen mit je 7,5 angeführt von Serikbay. Mit einem starken Schlussspurt klassierten sich Pähtz und Marta Michna auf den Rängen acht und zehn. Die deutsche Schnellschachmeisterin von 2019 in Neumarkt Annmarie Mütsch belegte mit 6,5 Zählern Platz 25.
Nach dem Verlust des Schnellschach-Titels hatte Magnus Carlsen im ersten Teil der Blitz-WM nicht seinen besten Tag, musste drei Niederlagen hinnehmen und liegt mit 8,5/12 auf Rang acht. Spitzenreiter ist Levon Aronian mit 10 Punkten, vor Bassem Amin mit 9,5 und Parham Maghsoodloo mit 9. Dahinter lauern zwölf Spieler mit 8,5 Zählern, darunter u.a. Nepo, der dreifache Blitz-Weltmeister Alexander Grischuk, Daniil Dubov, Hikaru Nakamura und Anish Giri. Rasmus Svane war einer von drei Spielern, die mit 4/4 ins Turnier starteten, ehe er Grischuk unterlag. Nach einem Remis in Runde acht gegen Nepo, bezwang Svane nacheinander die #3 Vladislav Artemiev und die #5 Fabiano Caruana, wonach er mit erstklassigen 7,5/10 auf Rang sechs lag. Zwei Niederlagen zum Abschluss des ersten Tages bedeuten aktuell Platz 26. Alexander Donchenko und Daniel Fridman liegen mit 6,5 Punkten auf den Rängen 63 und 75. Bei den Damen führt Bibisara Assaubayeva mit 8/9 alleine die Tabelle an, einen halebn Zähler dahinter liegt Vaishali Rameshbabu, die große Schwester von Praggnanandhaa. Es folgen Humpy Koneru, Alexandra Kosteniuk sowie Zhansaya Abdumalik mit je 7 Punkten. Elisabeth Pähtz belegt mit 6 Zählern Platz 19, Annmarie Mütsch und Marta Michna mit je 5 Punkten die Ränge 39 und 43.
Der zweite Tag begann mit der schlechten Nachricht, dass ein Corona-Test von Nakamura positiv war. Nachdem daraufhin alle Spieler getestet wurden, entschied man sich trotzdem das Turnier fortzusetzen. Hier schüttelte Aronian seinen ärgsten Verfolger Amin mit einem Sieg ab, während Carlsen gegen Maghsoodloo gewann. Doch der Titelverteidiger unterlag in den Runden 15 und 16 erst Giri (Video bei Chessbase India) und dann Grischuk (Video bei Chessbase India), womit er im Prinzip aus dem Rennen war. Derweil führte Aronian mit einem Punkt Vorsprung, ehe auch er aus dem Tritt kam und drei Niederlagen am Stück gegen Maxime Vachier-Lagrave, Hail Martirosyan und Artemiev kassierte. Neuer Spitzenreiter war nun Dudov, der aber wiederum in der vorletzten Runde von Alireza Firouzja bezwungen wurde. Dieser schien nach 16 Runden mit nur zehn Zählern auf dem Konto nichts mit der Titelvergabe zu tun zu haben, schloss aber mit vier Siegen am Stück zur Spitze auf. Diese bestand aus sechs Spielern mit 14 Punkten: Aronian, Dubov, Artemiev, Duda, MVL und Firouzja. In der letzten Runde lauteten die Paarungen: MVL – Carlsen, Duda – Artemiev, Firouzja – Aronian und Dubov – Giri. Letztere einigten sich schnell auf Remis, während Firouzja mit einem weiteren Sieg die Spitze übernahm. Duda gesellte sich zu ihm und da Carlsen gegen MVL auf Gewinn stand, sah es danach aus, als würde Firouzja tatsächlich in den Tie-Break kommen. Allerdings entglitt Carlsen sein Vorteil und am Ende lief er ins Matt (Video bei Chessbase India). Damit lagen MVL, Duda und Firouzja mit 15/21 in Front (die Drei hatten kurioserweise nicht gegeneinander gespielt), gefolgt von Dubov mit 14,5, Aronian, Shakhriyar Mamedyarov sowie Artemiev mit 14 und neun Spielern mit je 13,5, darunter Carlsen auf Rang zwölf. Schnellschach-Weltmeister Abdusattorov kam diesmal nicht in Fahrt, lag nach Tag eins mit 6,5/12 nur auf Platz 65 und beendete das Turnier mit 12 Zählern auf Rang 46. Im Tie-Break zwischen MVL und Duda hatte der Franzose in beiden Partien leichte Vorteile, doch sie endetet jeweils Remis. Die folgende Partie (Video bei Chessbase India) brachte dann die Entscheidung: Duda landete im Mittelspiel in einer passiven Stellung, die MVL dank seines starken Läufers in Verbindung mit seinem Freibauern in ein gewonnenes Turmendspiel abwickelte und sich somit seinen ersten WM-Titel sicherte (Interview bei Chessbase India). Rasmus Svane begann mit einem Remis aus den ersten beiden Runden, gewann dann aber vier Partien in Folge, womit er mit 12/18 bis auf Rang 14 kletterte. In den letzten drei Runden kam noch ein Remis hinzu und er klassierte sich auf einem sehr guten 29. Platz. Dank eines starken Schlussspurts mit vier Siegen, darunter ein Erfolg über Sergey Karjakin in der letzten Runde, kam Alexander Donchenko mit ebenfalls 12,5/21 auf Platz 34. Matthias Blübaum belegte mit 11 Zählern Rang 76, Daniel Fridman mit 8,5 Platz 145 und das Trio Ilja Schneider, Andreas Heimann und Maximilian Berchtenbreiter (er hatte in der ersten Runde eine Gewinnstellung gegen Nakamura, nutzte in der Inkrement-Schlacht aber die Gelegenheit ins Remis abzuwickeln (Video bei Chessbase India)) mit je 8 Zählern die Ränge 159 – 161. Bei den Damen zog Bibisara Assaubayeva vorne weiter ihre Kreise. Zwar musste die 17jährige Kasachin in Runde 15 eine Niederlage gegen Lagno hinnehmen, sicherte sich aber bereits in der vorletzten Runde den Titel mit einem Erfolg über Aleksandra Goryachkina. Am Ende hatte sie 14/17 erzielt und lag damit 1,5 Zähler vor Kosteniuk. Rang drei ging dank der besseren Buchholz an Gunina mit 12 Punkten vor Polina Shuvalova (12), Koneru (11,5), Natalija Buksa (11,5), Nana Dzagnidze (11,5) sowie sechs Spielerinnen mit je 11 Zählern, darunter Elisabeth Pähtz auf Platz 12. Annmarie Mütsch belegte mit 10 Punkten Rang 25, Marta Michna klassierte sich mit 9,5 auf Platz 34.
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