Champions Chess Tour 2021 (9) – Aimchess US Rapid

Posted by Sebastian in Allgemein | Kommentare deaktiviert für Champions Chess Tour 2021 (9) – Aimchess US Rapid

Mit dem Aimchess US Rapid findet vom 28. August – 05. September die letzte Etappe der Champions Chess Tour vor dem Finale statt. Sechs Finalisten stehen bereits fest (Carlsen, So, Aronian, Radjaov, Giri und Nepomniachtchi), zwei Quali-Plätze sind noch zu vergeben. Ihr CCT-Debüt geben diesmal Daniel Naroditsky, Eric Hansen und Awonder Liang. Letzterer bekam den Quali-Platz der Challengers Chess Tour, da Sieger Vincent Keymer einen Start bei der Europameisterschaft vorzog. Er wird dafür einen Platz bei einer Etappe der Champions Chess Tour 2022 bekommen.

Alle Partien werden wieder auf Chess24 von mehreren Kommentatoren-Teams live übertragen. Spielbeginn ist um 17h.

Bericht Tag 1
Bericht Tag 2
Bericht Tag 3

Vladislav Artemiev kam ungeschlagen durch die Vorrunde und sicherte sich mit 10,5 Punkten Rang eins vor Carlsen (10,0), Aronian und Firouzja (je 9,5) sowie So (verlor diesmal gleich drei Partien), Mamedyarov und Duda (je 9,0). Erstmals für die KO-Runde qualifizierte sich Leinier Dominguez Perez mit 8,0 Zählern dank der besseren Feinwertung gegenüber Anish Giri. Dieser blieb zwar als zweiter Teilnehmer ungeschlagen, gewann aber nur eine Partie und da sprach der Vergleich mit den sechs Erfolgen von Dominguez eine klare Sprache. Daniel Naroditsky setzte einige Highlights, ließ aber auch etliche Chancen ungenutzt, was zu Rang 12 mit 6,0 Punkten reichte. Viele gute Stellungen ohne resultierende Zähler hatte auch Eric Hansen, der mit 3,5 Punkten auf Rang 15 einlief, vor Awonder Liang (2,5).

VF:

Für Artemiev stand in seinem VF-Match gegen Dominguez viel auf dem Spiel, denn bei einem Einzug ins Halbfinale würde er MVL in der Gesamtwertung überholen und sich für das CCT-Finale qualifizieren. Doch nach einem Remis, bei dem Dominguez eine Chance ausgelassen hatte, geriet Artemiev in Rückstand. Er hatte die Dame für zwei Türme gegeben, übersah aber einen taktischen Schlag und verlor die Qualität. In Partie drei war Artemiev mit einer Mehrfigur auf dem Weg zum Ausgleich, verkalkulierte sich aber bei einer Opfervariante und musste mit einem Unentschieden vorlieb nehmen. Zum Abschluss hatte Dominguez die Sache eigentlich im Griff, doch dann nahm er einen vergifteten Bauern und Artemiev kam mit einem durchschlagenden Angriff zum 2:2 Ausgleich. Das zweite Match sah zunächst zwei Unentschieden, wobei Dominguez in der ersten Partie eine vielversprechende Abwicklung ausließ. So schlug Artemiev zuerst zu, als er mit feiner Taktik in ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel abwickelte. Aber er musste sich in der letzten Partie seiner Haut erwehren, als Dominguez zur Attacke blies. Das Turmopfer war objektiv 0.00, aber Artemiev opferte seine Dame für einen Springer und es wurde kompliziert. Später zog Dominguez seine Dame auf das falsche Feld und um die drohende Springergabel zu vermeiden, musste er eine weitere Figur geben, was nicht mehr zu halten war.
Nachdem Carlsen im Halbfinale des World Cups an Duda gescheitert ist und auch seine Rekordserie vom Polen vergangenes Jahr beendet wurde, blickte man mit Spannung auf dieses Duell. Carlsen schien besonders motiviert und gewann Partie eins mit einem feinen Qualitätsopfer, das seinen verbundenen Freibauern den Weg frei machte. Nach einem Remis verschmähte Duda den Damentausch im Bestreben einen weiteren Punktetausch zu vermeiden, doch mit Damen auf dem Brett führte seine Variante schnell zum Verlust. Der zweite Tag begann wiederum mit einem Erfolg des Weltmeisters, dabei hatte er sogar einen Bauern eingestellt. Seine Stellung war aber so gut, dass Duda nun besser die Züge wiederholt hätte, denn danach wurde er war die Partie sehr einseitig. Nach einem Remis machte Carlsen in Partie drei im Turmendspiel den Sack zu. Diesmal bekam Duda gegen ihn einfach keinen Fuß auf den Boden.
Eine Paarung Aronian gegen Mamedyarov verspricht immer großes Entertainment, spielen doch beide gerne ohne Seil und doppelten Boden. Zum Auftakt hatte Mamedyarov alle Trümpfe in der Hand, aber Aronian entkam ins Endspiel mit nur einem Minusbauern. Die Experten fragten sich schon, warum er überhaupt noch weiter spielte, doch wenig später war aus dem Minus- ein Mehrbauer geworden und Aronian ging in Führung. Danach blies Mamedyarov am Königsflügel zur Attacke und als Aronian mit h5 seine Königsstellung weiter schwächte, war der Angriff von Erfolg gekrönt. Die dritte Partie gewann Aronian mit Mehrbauer im Turmendspiel, so dass Mamedyarov in Zugzwang war. Erneut bekam er einen gefährlichen Angriff am Königsflügel, aber Aronian fand eine Verteidigungsidee mit Turmopfer. Da Mamedyarov ein Remis nichts half, versuchte er noch etwas, fand sich aber bald in einem Mattnetz wieder. Tags darauf übernahm Aronian zum Auftakt die Initiative im Mittelspiel und Mamedyarov wurde die unsichere Königsstellung zum Verhängnis. Danach machte Aronian die Tür keinen Spalt mehr auf und sicherte sich mit zwei Unentschieden den Einzug ins Halbfinale.
Auf der vierten Etappe der CCT gab es letztmals das VF-Match zwischen Firouzja und So, das klar an So ging. Diesmal hatte Firouzja den besseren Start: zwar verpasste er eine erste Gewinnchance im Mittelspiel, als So aber später die Damen nicht tauschte, war die zweite Angriffswelle erfolgreich. In der folgenden Partie brachte Firouzja einen Bauern bis nach d2, der ihm letztlich ein Turmendspiel mit 3:0 Bauern bescherte. Auch in Partie drei stand Firouzja klar besser, wickelte aber in ein Endspiel mit Mehrbauer ab, wo der Punkt geteilt wurde. Nach einem schnellen Remis sowie einem Fehler im Turmendspiel schien die Sache am zweiten Tag schnell entschieden, denn Firouzja benötigte nun nur noch ein Remis aus zwei Partien. Aber sowohl der aggressive, keine Komplikationen scheuende Ansatz in Partie drei, als auch der solide Ansatz danach schlugen fehl. Im ersten Fall hatte So den passenden Konter parat, im zweiten setzte er Firouzja solange unter Druck, bis dieser im Turmendspiel doch noch danebengriff. In den folgenden Blitz-Entscheid ging So entsprechend mit Rückenwind und hatte beste Chancen in der ersten Partie, ließ Firouzja aber nochmal vom Haken. Danach wurde So von einem ungewöhnlichen Doppelangriff überrascht, versuchte noch Verwirrung zu stiften, doch letztlich sicherte sich Firouzja seine erste Halbfinalteilnahme bei der CCT.

Artemiev – Dominguez 2:2 3:1
Carlsen – Duda 2,5:0,5 2,5:0,5
Aronian – Mamedyarov 3:1 2:1
Firouzja – So 2,5:0,5 1,5:2,5 1,5:0,5

Bericht VF Tag 1
Bericht VF Tag 2

HF:

In den ersten beiden Partien zwischen Artemiev und Firouzja hatte jeweils Weiß einen Mehrbauern im Endspiel. Doch während Artemiev diesen Vorteil in einen Sieg ummünzen konnte, gelang dies Firouzja nicht. Danach hatte er auch mit Schwarz einen Mehrbauern im Endspiel, doch hier war die Remisbreite nie überschritten. Zum Abschluss erhöhte Firouzja das Risiko und prompt unterlief Artemiev ein Fehler, der entscheidendes Material kostete. Tags darauf gab es zunächst eine wilde Partie, die aber wiederum in einem Endspiel mit Mehrbauer mündete und erneut konnte Firouzja den Vorteil nicht verwerten. Dafür übernahm er in Partie zwei im Mittelspiel das Kommando und sorgte vor dem Endspiel für klare Verhältnisse. Doch Artemiev schlug umgehend zurück, auch wenn er die Partie zweimal gewinnen musste. Zum Abschluss hatte Artemiev alle Trümpfe in der Hand, aber ein falscher Bauernzug brachte Firouzja zurück ins Spiel und es ging in den Blitz-Entscheid. Hier waren beide Partien spannungsgeladen, aber in keinem der insgesamt 149 Züge konnte sich ein Spieler einen klaren Vorteil erarbeiten. Im folgenden Armageddon wählte Artemiev Weiß und sein Zeitvorteil begünstigte einen Fehler von Firouzja, der Figur und Partie kostete.
Überraschend ereignisarm ging das erste Match zwischen Carlsen und Aronian über die Bühne. Vier Unentschieden, wobei Aronian in Partie zwei vielversprechend stand, dafür in Partie drei eine feine Verteidigungsidee finden musste. Am zweiten Tag legte Carlsen dank eines druckvollen Angriffs vor. In Partie zwei hatte er die Chance zu erhöhen, doch am Ende stand genauso ein Unentschieden wie in der folgenden Partie, wobei hier Aronian eine gute Gelegenheit ausließ. Zum Abschluss übersahen beide Spieler, dass Carlsens Damenopfer eben doch nicht funktionierte und der Weltmeister zog ins Finale ein.

Artemiev – Firouzja 2:2 2:2 2:1
Carlsen – Aronian 2:2 3:1

Bericht HF Tag 1
Bericht HF Tag 2

Finale/Spiel um Platz 3:

Zum fünften Mal stand Carlsen in einem Finale der diesjährigen CCT, zum ersten Mal traf er dort auf Artemiev. Bei dessen zweiter Finalteilnahme wurde er zum Auftakt vom Weltmeister mit einem doppelten Bauernopfer unter Druck gesstzt und in Zeitnot griff Artemiev daneben. In der zweiten Partie war er ob seines Entwicklungsvorsprungs am Drücker, aber Probleme mit der Internetverbindung brachten ihn erneut unter massiven Zeitdruck und er büßte eine Figur ein. Danach war das fehlende Remis für Carlsen in Sichtweite, doch ein Mouseslip kostete ihm einen Bauern und die Partie. Zum Abschluss ließ er dann aber nichts mehr anbrennen und gewann Match eins mit 2,5:1,5. Mehr oder weniger dasselbe Bild sah man am zweiten Tag. In der Auftaktpartie geriet Artemiev in Zeitnot unter Druck und ihm unterlief der enscheidende Fehler. Danach stand er aussichtsreich, kam letztlich und aber nicht über ein Remis hinaus. Mit dem Rücken zur Wand erhöhte er das Risiko, musste aber feststellen, dass sein Bauern auf a2 keine Gefahr für Weiß darstellte, sondern umgekehrt sein König in die Schusslinie geriet und Carlsen machte den Sack zu. Damit feierte der Weltmeister den dritten Turniersieg auf der CCT 2021 und zog mit Wesley So gleich (die anderen Sieger waren Radjabov, Giri und Aronian). Artemiev war erst auf der siebten Etappe das erste Mal dabei, stand nun zweimal im Finale und schied einmal im Halbfinale aus. In der Gesamtwertung liegt Carlsen mit 339 Punkten an der Spitze, gefolgt von So (261), Aronian (170), Radjabov (133) und Giri (123).

Das Spiel um Platz drei ging aus gesundheitlichen Gründen kampflos an Aronian.

Artemiev – Carlsen 1,5:2,5 0,5:2,5
Aronian – Firouzja +:-

Bericht Finale Tag 1
Bericht Finale Tag 2

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