Vom 26. Juni – 04. Juli findet die siebte Etappe der Champions Chess Tour statt. Beim Goldmoney Asian Rapid wird es gleich sechs neue Gesichter geben, das prominenteste ist dabei die beste Frau der Welt Hou Yifan, die als erste Dame bei der CCT sm Start sein wird. Gespannt sein darf man auch auf den Auftritt der jungen indischen GMs Arjun Erigaisi (17) und Gukesh (15), der sich dank seines Sieges beim zweiten Turnier der Challengers Chess Tour qualifiziert hatte.
Alle Partien werden wieder auf Chess24 von mehreren Kommentatoren-Teams live übertragen. Spielbeginn ist diesmal bereits um 13h.
Bericht Tag 1
Bericht Tag 2
Bericht Tag 3
Levon Aronian heißt der Sieger der Vorrunde mit starken 10,5/15. Nachdem er im letzten Turnier mit 8 Punkten als Neunter ausgeschieden war, blieb er diesmal ungeschlagen und sicherte sich früh die Qualifikation für die KO-Phase. Rang zwei mit 10 Zählern sicherte sich Debütant Artemiev, der aber insbesondere bei kurzen Bedenkzeiten regelmäßig bei den Online-Turnieren vorne mitmischt. Dritter mit 9,5 Zählern wurde Ding Liren, der dank des früheren Beginns diesmal nicht bis weit nach Mitternacht spielen muss. Magnus Carlsen durfte in der letzten Runde gegen Vidit nicht verlieren, sonst wäre er bei einem Sechservergleich mit je 8 Punkten ausgeschieden. So lagen vier Spieler gleichauf mit dem schlechteren Ende für Firouzja auf Rang neun, da Jan-Krzysztof in der letzten Partie gegen Gukesh eine zunächst gewonnene, dann aber verlorene Stellung doch noch siegreich zu Ende brachte. Für Gukesh wurde es Rang zwölf mit 6,5 Zählern, dafür gelang mit Arjun Erigaisi einem anderen der zahlreichen jungen GMs aus Indien die Quali.
VF:
Levon Aronian machte in der Vorrunde den besten Eindruck und ging als klarer Favorit gegen Jungstar Arjun Erigaisi ins Viertelfinale. Allerdings sind gerade die jungen wilden undankbare Gegner und nachdem Aronian zum Auftakt seinen klaren Vorteil verspielt hatte, bekam er in Partie zwei einen Vorgeschmack auf die Schwere der Aufgabe: Arjun nutzte einen taktischen Überseher Aronians und ging in Führung. Doch Aronian schlug umgehend zurück, da Arjun in einem schwierigen Endspiel den einzigen Verteidigungsweg nicht gefunden hatte. In der letzten Partie des Tages ging dann keiner Risiko und Match eins endete 2:2.
Dies schien Arjun zu beflügeln, war er doch Tags drauf in drei Partien am Drücker und Aronian hatte alle Mühe diese remis zu halten. Ein weiteres Unentschieden zum Abschluss, bedeutete Blitz-Entscheid. Hier schmiß Aronian seine Erfahrung in die Waagschale und nutzte eine generelle Schwäche der jungen GMs: mangelnde Endspielerfahrung und die daraus resultierende Angst vor finalen Entscheidungen. So hatte Arjun eine schwierige Stellung lange gut verteidigt, doch im Bestreben dem vermeintlich entscheidenden Damentausch auszuweichen, wurde sie unhaltbar. In der zweiten Partie bot Aronian nichts mehr an und holte das notwendige Unentschieden.
Überraschend einseitig verlief das Duell zwischen Artemiev und Giri. Letzterer war nicht ganz auf der Höhe, leistete sich in zwei Partien in leicht vorteilhaften Stellungen größere Fehler und verlor das Match glatt mit 0:3. Am zweiten Tag brachte ein weiterer Überseher Giri erneut in Rückstand und Artemiev sicherte sich mit zwei Unentschieden den Halbfinaleinzug.
Im Duell zwischen Ding Liren und Duda endeten am ersten Tag alle vier Partien remis, doch diese waren definitiv nicht von der langweiligen Sorte. Duda hätte zwei davon gewinnen können, aber in Zeitnot waren die Stellungen kompliziert genug um Potential für Fehler bereitzustellen. Tags darauf gab es bei gleichen Verwicklungen kein Remis mehr. Duda sicherte sich nach einigem hin und her im Mittelpiel die Führung und war in Partie zwei ebenfalls am Drücker. Doch Ding drehte die Partie und übernahm danach seinerseits die Führung, da sich seine drei verbundenen Freibauern gegen den gegnerischen Springer durchsetzten. In der letzten Partie sorgte ein taktischer Schlag in ausgeglichener Stellung für ein schnelles Ende und den 3:1 Sieg von Ding.
Magnus Carlsen und Wesley So trafen bei der CCT bereits dreimal im Finale aufeinander, diesmal gab es den „Klassiker“ schon im Viertelfinale. Gleich zum Auftakt büßte der Weltmeister eine Figur ein, hatte aber ein starkes Freibauernpaar, das ihm bereits gute Kompensation geboten hatte, als So die Figur zurückstellte. Aber So glich umgehend dank seines gedeckten Freibauers im Turmendspiel aus. In der dritten Partie gab Carlsen die Dame für zwei Türme, die er in der Folge auf die gegnerische Grundreihe brachte und dort Material gewann. Mit der Führung im Rücken hielt er die letzte Partie stets im Ausgleich und sicherte sich den 2,5:1,5 Matchsieg. Tag zwei begann wie gemalt für Carlsen mit einem Sieg und einem schnellen Remis. Nun brauchte So zwei Siege um den Blitz-Entscheid zu erzwingen und tatsächlich setzte er sich zweimal im Turmendspiel durch. In der ersten Blitzpartie konnte Carlsen in ein für ihn günstiges Endspiel abwickeln und brachte dies siegreich zu Ende. Auch in der zweiten Partie hatte er alle Vorteile auf seiner Seite, begnügte sich aber mit einer risikoarmen Liquidierung aller Figuren auf dem Brett.
Aronian – Erigaisi 2:2 2:2 1,5:0,5
Artemiev – Giri 3:0 2:1
Ding Liren – Duda 2:2 3:1
Carlsen – So 2,5:1,5 1,5:2,5 1,5:0,5
Bericht VF Tag 1
Bericht VF Tag 2
HF:
Im Halbfinale legte Aronian gegen Carlsen vor, musste aber umgehend den Ausgleich hinnehmen, nachdem er im Turmendspiel ein wichtiges Tempo verschenkt hatte. Die dritte Partie endete schnell remis und zum Abschluss landete Aronian in einer hoffnungslosen Stellung, nachdem er selbst den Damenflügel verriegelt hatte, wo doch Carlsen alle Trümpfe am Königsflügel hatte. Dort brach er dann auch durch, aber nach einem Fehler war unerwartet ein haltbares Tumrendspiel entstanden, wo Aronian an einer Stelle nicht den einzigen Remisweg fand und somit doch das erste Match verlor. Tags darauf griff Aronian in der Auftaktpartie zuerst daneben, aner Carlsen ließ die Chance vorüberziehen. Das Endspiel war dann ausgeglichen, bis Carlsen den Turm tauschte und sein Springer vom gegnerischen Läufer austempiert wurde. Danach hielt Aronian mit ungleichfarbigen Läufern trotz Minusbauer remis, doch in der dritten Partie erreichte Carlsen deutliche Vorteile im Mittelspiel. Trotzdem bekam er nicht mehr als ein Damenendspiel mit Mehrbauer heraus, aber genau den wichtigen Freibauern büßte Carlsen ein und musste mit einer weiteren Punkteteilung Vorlieb nehmen. Zum Abschluss hatte der Weltmeister wieder Vorteile, doch nach einem Fehler kippte die Partie und Aronian hatte den Blitz-Entscheid erzwungen. Hier war Carlsen gegen So im Viertefinale zurückgekommen, aber in der ersten Partie eroberte Aronian mit feiner Taktik einen Bauern, den er im Turmendspiel sicher verwertete. In Partie zwei hatte Aronian früh alles unter Kontrolle und zog somit zum zweiten Mal ins Finale ein.
Artemiev erreichte in Partie eins ein Turmendspiel mit Mehrbauer, das Ding Liren zu verteidigen wusste. Danach wollte Artemiev beim Übergang ins Endspiel eine Schwächung seiner Bauernstruktur vermeiden, kam dadurch aber vom Regen in die Traufe, da sein König in der Mitte ein Angiffsziel wurde, wonach Ding zwei verbundene Freibauern zum Sieg führte. In Partie drei zogen beide munter ihre Bauern vor der Rochadestellung nach vorne, was letztlich dem König von Artemiev nicht bekam. Tag zwei sah zunächst Artemiev in Vorteil, aber Ding konnte die Partie am Ende halten. Danach fast dasselbe Bild: Vorteil Artemiev, Ding kommt zurück, aber diesmal setzt sich Artemiev mit Dame gegen Turm durch. In der dritten Partie ließ Ding dem König in der Mitte und warf alle Bauern am Königsflügel nach vorne. Die Stellung war messerscharf und die Bedenkzeit wurde weniger. Ding wählte einen falschen Königszug, doch kurz darauf verpasste Artemiev den Gewinnplan und Dings Angriff schlug durch. Zum Abschluss war für Ding das notwendige Remis zum Greifen nah, dann verschenkte er im Turmendspiel ein Tempo und letztlich bekam Artemiev den klassischen Brückenbau aufs Brett. Dies bedeutete auch hier einen Blitz-Entscheid, wiederum mit dem besseren Ende für den Sieger von Match zwei. Nach einem unspektakulären Remis in der ersten Partie, verlor Ding in Partie zwei eine Figur für zwei Bauern. Im Endspiel tauschte Artemiev den letzten Turm, zerstörte die Bauernkette am Königsflügel und sammelte alle schwarzen Bauern ein, während sein Läufer den letzten weißen Bauern schützte.
Aronian – Carlsen 1,5:2,5 3:1 2:0
Artemiev – Ding Liren 0,5:2,5 2,5:1,5 1,5:0,5
Bericht HF Tag 1
Bericht HF Tag 2
Finale:
Nach einem ruhigen Aufgalopp wandelte Aronian in der zweiten Partie am Abgrund, rettete sich aber im Endspiel ins Remis. Anschließend nutzte er seine Vorteile im Mittelspiel für einen durchschlagenden Angriff und ging in Führung. In der letzten Partie blieb Artemiev in sonst hoffnungsloser Stellung nichts anderes übrig als das Dauerschach zu nehmen. Tag darauf setzte Aronian seinen Gegner insbesondere auf der Uhr so lange unter Druck, bis Artemiev im Endspiel danebengriff. In Partie zwei musste Artemiev das Risiko erhöhen, aber die Taktik funktionierte in Aronians Sinne und mit der Erhöhung auf 2:0 stand sein Turniersieg fest.
Im Duell um Rang drei unterlief Ding Liren zum Auftakt ein taktischer Aussetzer und Carlsen übernahm die Führung. Nach zwei Unentschieden bekam Ding in Partie vier im Endspiel an einer Stelle die Chance zum Ausgleich, verpasste aber die vesteckte Kombination. Doch wie schon im Viertel- und Halbfinale, kassierte Carlsen am zweiten Tag den Ausgleich. In der ersten Partie erreichte Ding dank eines taktischen Übersehers von Carlsen ein gewonnenes Damenendspiel. Danach übernahm er im Mittelspiel das Kommando und schnürte Carlsen immer weiter ein. In Partie drei hatte sich Carlsen zwar aus dem Gröbsten befreit, aber da das Endspiel mit Minusbauer keinerlei Gewinnchancen bot, gab er auf und konzentrierte sich auf den Blitzentscheid. In seiner Weißpartie erspielte er sich sukzessive positionelle Vorteile, bis die schwarze Stellung schnell auseinanderbrach. Mit Schwarz hatte Carlsen alles unter Kontrolle und zwang Ding das Dauerschach zu nehmen.
Aronian – Artemiev 2,5:1,5 2:0
Carlsen – Ding Liren 2,5:1,5 0:3 1,5:0,5
Bericht Finale Tag 1
Bericht Finale Tag 2
