Das nächste „Show-Event“ in den USA fand zwischen den Ex-Weltmeistern Garry Kasparov und Viswanathan Anand in St.Louis statt. Im „Clutch Chess – The Legends“ wurden an drei Tagen je zwei Schnell- und Blitzschachpartien im Schach960 gespielt, wobei es jeden Tag mehr Punkte zu holen gab. Tag eins endete 2,5:1,5 für Kasparov, der auch an Tag 2 mit 6:2 die Oberhand behielt. Am letzten Tag setzte sich Anand mit 7,5:4,5 durch, womit Kasparov das Match mit 13:11 für sich entscheiden konnte.
Die derzeit laufende Mannschafts-Europameisterschaft wurde erstmals 1957 durchgeführt und von der Sowjetunion vor Yugoslawien, der Tschechoslowakei und Deuthschland gewonnen. Einen Wettbewerb für Frauenteams gibt es seit 1992.
Die Deutsche Ländermeisterschaft wurde souverän von NRW mit 14:0 Punkten und 45 von 56 möglichen Brettpunkten gewonnen. Bayern (9) rutschte durch eine Schlussrundenniederlage noch vom Podest und wurde hinter Württemberg (10) und Baden (9) Vierter.
Im Finale der Grand Chess Tour bezwang Fabiano Caruana Maxime Vachier-Lagrave, Levon Aronian sicherte sich mit einer Erfolg über Praggnanandhaa Rang drei.
Bei den Jugend-Weltmeisterschaften der U8-U12 in Kasachstan holte Sara Vignesh vom SK Germering mit Rang 20 das beste deutsche Resultat. Alle deutschen Nachwuchsspieler erzielten mehr als 50% der Punkte.
Vom 3. – 16. Oktober findet die Jugend-Weltmeisterschaft in den Altersklassen U14 – U18 in Durres (Albanien) statt. Zum deutschen Aufgebot gehört auch Laura Sophie Bauer als #46 deer U16w.
Im Esports Stadium Arlington fand am 4. Oktober ein Exhibition Match zwischen den USA und Indien statt. „Checkmate: USA vs. India“ war als publikumwirksames Spektakel inszeniert, mit Einlauf der Spieler, Anfeuerungsrufen während den Partien und Interaktion der Spieler mit dem Publikum. Am Ende gab es einen von den Heimfans umjubelten 5:0 Sweep der USA. Viele Videos von der Veranstaltung gibt es bei Chessbase India
Am Freitag gab es zu einem Nachholtermin der Stadtmeisterschaft mal wieder ein Monatsrapidturnier, das diesmal souverän und ungefährdet unser Vorsitzender Sebastian Mösl für sich entscheiden konnte:
Nachtrag Monatsblitz vom 01.08.25
Mitten in den Sommerferien fand ein doppelrundiges Monatsblitz mit reger Beteiligung statt, dessen Ergebnis an dieser Stelle noch nachgereicht werden muss.
Stand Super-Cup
In der Geamtwertung des Supercups haben diese Ergebnisse wenig geändert. Ralf Seitner steht als Sieger der Rapidwertung bereits fest, weil kein Rapidturnier mehr stattfindet . Die Blitzwertung kann sich in den noch folgenden zwei Blitzturnieren ändern. Die Klassikwertung wird durch den Ausgang der Stadtmeisterschaft entschieden.
Auch die zweite Runde der Stadtmeisterschaft hatte wieder einiges an Kuriosem,Spannendem und Lehrreichem zu bieten:
Endspiele! – Wolfgang vs. Noah
Diese Partie hatte einiges zu bieten, auch wenn sie erst am Ende durch Noahs unbedingten Willen zur Selbstzerstörung entschieden wurde. Schauen wir auf die Stellung nach dem 17.schwarzen Zug:
Nicht viel los und ziemlich symmetrisch, könnte man hier nach einem kurzen Blick denken. Zwar ist die Aufstellung der Leichtfiguren symmetrisch, aber die Symmetrie der Stellung wird dadurch gebrochen, dass Weiß schon einen Turm auf e1 hat und vor allem dadurch, dass Weiß am Zug ist! Es folgt 18. Le4 Sf6 Lf3. und es wird klar, dass Weiß ein bisschen Druck gegen den Bauern b7 hat und Schwarz eigentlich überhaupt keinen Druck gegen irgendwas. Zwar ist die Stellung nach wie vor ausgeglichen, bietet aber Weiß hat mehr Spaß als Schwarz.
Wir sagen ja immer gerne, Kinder sollten Schachspielen , weil sie dabei lernen müssen, unter Zeitdruck Entscheidungen zu treffen und mit denen dann auch zu leben. Beispiel nach Zug 21:
Schwarz kann den Turm mit drei Figuren wiedernehmen: 21…Lxe1? ist zweifelhaft, weil nach 22.Sf5 der Ld6 angegriffen ist und Sxh6 droht (wegen des Angriffs auf den Sf6). Nach 21…Sxe8 macht der Springer keinen besonders guten Eindruck und auch die Läufer stehen eher passiv rum. 21…Txe8 gibt mit 22.Lxb7 einen Bauern, was nicht unbedingt ein Problem sein muss, wenn man die Chancen im Endspiel mit Minusbauer richtig einschätzt. Noah entschied sich für das Nehmen mit dem Springer und verlor nachher doch noch einen Bauern:
Man mag sich als Schwarzer hier mit Siegbert Tarrasch („Alle Turmendspiele sind Remis!“) zurücklehnern, und tatsächlich hat Schwarz hier gute Remischancen, wenn man weiß wie. Wie mann sich leicht vorstellen kann, wir der Bauer auf b6 gegen den auf c3 abgetauscht und es verbleibt der weiße Freibauer auf der a-Linie. Das führt uns zu folgendem kleinen
Exkurs Turmendspiele
Im Endspiel ist es generell eine gute Idee „vom Ende her“ zu denken, d.h. der Verteidiger sollte sich fragen:“wie kann der Angreifer Fortschritte erzielen, und welche Stellung strebt er an?“.
Gehen wir also zurück zur Stellung von Brunni gegen Noah. Potentiell verbleibt also Wolfgang mit einem Mehrbauern auf der a-Linie. Und wie es ausschaut, bleibt der weiße Turm vor seinem Bauern (Türme gehören immer hinter den Freibauern – egal ob Verteidiger oder Angreifer) und der schwarze Turm kann den weißen König lange von seinem Bauern abschneiden und eine Position hinter dem Bauern einnehmen. Nehmen wir außerdem an, dass die Bauern am Königsflügel abgetauscht werden und verschwinden. Nun gibt es zwei Zielszenarien für den Verteidiger:
1) weißer Turm vor Bauer auf a7
Diese Stellung ist fundamental Remis, solange der schwarze König richtig steht, weil der Turm das Umwandlungsfeld nicht freimachen kann, ohne den Bauern zu verlieren.
2) weißer Turm vor Bauer auf a6
Hier versucht der wK sich auf a7 zu verstecken, wird aber durch Seitenschachs daran gehindert:
Kennt man diese zwei Grundmotive, wird klar, dass Weiß zum Sieg den a-Bauern zur Umwandlung begleiten muss, wie es Karpov oder Korchnoi in den folgenden zwei Partien gezeigt haben:
Wenn man nun noch zwei Pläne des Angreifers kennt, ist man für dieses Endspiel gut gerüstet:
Plan 1: Tauschen des Freibauern
Im folgenden Beispiel bringt Wolfgang Unzicker seinen König sicher vor Schachs nach h6, um den a-Bauern für den g- und h-Bauern zu geben.
Man beachte die Feinheit, dass Weiß nur gewann, weil der schwarze Bauer bereits auf f6 stand.
Plan 2 – Turmtausch für ein gewonnenes Bauernendspiel
Im folgenden Beispiel gelungt es Weiß den Bauern auf a7 für ein gewonnenes Endspiel nach Turmtausch zu opfern. Ein wichtiges Motiv!
Zurück zu Wolfgang gegen Noah. Mit dem hier präsentierten Kurzwissen in Petto, dass es als Verteidiger ratsam ist, den eigenen König sicher zu halten und den angreifenden König abzuschneiden. Schauen wir auf die Stellung 13 Züge später:
Weia! Bei Noah hat offensichtlich die Abteilung Attacke das Kommando übernommen. Das sofortige Ta2 hätte zwar für das Remis gelangt, aber Noahs gieriges Txh2?? verliert nach a7 den Turm und die Partie, weil Schwarz eben kein Patt erzwingen kann, wie erhofft.
Zum Abschluss noch zwei lehrreiche Werke unserer Altmeister Martin und Jozef
Martin vs. Thomas
Die Eröffnung dieser Partie ist Thomas Hummel als Weißem ziemlich misslungen. Das ist nicht zu hart formuliert, wenn man diese Stellung nach Zug 25 anschaut:
Das weiße Pony spielt nicht mit und ist kaum ins Spiel zu bringen. Das weiße Lager hat eklatante Schwächen auf den weißen Feldern und es ist nicht zu sehen, wie Weiß den schwarzen Königsmarsch nach b3 verhindern kann. Einmal dort angekommen, sind die weißen Bauern auf a3 und b2 nicht mehr zu halten. Da lässt sich Martin nicht zweimal bitten:
15 Züge später ist das weiße Rösserl noch kein bisschen weiter gekommen und für die zwei Bauern hat Thomas immerhin seinen Bauern nach d7 vorgestoßen,was aber nur ein schwacher Trost ist. Dreizehn Züge später gab Thomas auf.
Jozef vs. Ivan
Schauen wir in die Stellung nach Ivans Rochade im 20. Zug:
Upps. Sieht so aus, als sei Ivan auf die falsche Seite rochiert, weil eine Öffnung der b-Linie in der Luft liegt. Nun ist Jozef bekanntlich ein Spieler, der Druck aufbauen und dann so lange warten kann bis der Gegner unter dem Druck zusammenbricht. Ivan hielt lange Stand und es war erst in Zug 46 als die Situation eskalierte:
Das Schlagen auf a4 oder b5 liegt in der Luft, will aber genau berechnet sein. Jozef blieb hier cool und zog den ruhigen Zug Kh2! mit der Idee, dass nach Txb5 Dxb5 Sxa4 der Turm auf b1 nicht mit Schach geschlagen werden kann und der Angriff ungehindert weiterrollen kann. So kam es dann auch und in der Schlussstellung ist für Schwarz nichts mehr zu retten:
Das Finale der Grand Chess Tour geht vom 28. September bis 04. Oktober in Sao Paolo über die Bühne. Im Halbfinale treffen Praggnanandhaa und Maxime Vachier-Lagrave sowie Fabiano Caruana und Levon Aronian aufeinander.
Vom 05. – 14. Oktober findet die Mannschaftseuropameisterschaft in Batumi statt. Das deutsche Team – vor zwei Jahren hauchdünn am Titel vorbeigeschrammt – führt die Setzliste an.
Einen holprigeren Start als erhofft hatte unsere zweite Mannschaft zum Saisonauftakt beim Heimspiel gegen die BSGW Erlangen, die in der vergangenen Saison dem Abstieg nur knapp entronnen war. Unser Team konnte nahezu in Bestaufstellung im Gesindehaus Woffenbach antreten. Als wollten die Spieler alle Schach-Vorurteile bestätigen, passierte erstmal lange nichts, bis sich schließlich unser Ivan Krushevsky (Brett 6) nach ca. 2 Stunden auf Remis einigte. Die Partie die Remisbreite nie überschritten, das Ergebnis war also folgerichtig (0,5:0,5).
Dann passierte wieder lange nichts bis sich die Ereignisse praktisch überschlugen: unser Brett 1, Winfried Weber, musste sich seinem um über 200 DWZ-Punkte höher eingestuften Gegner beugen, nachdem er sich mit seinen Bauern allzu spendabel gezeigt hatte und nach gut 3 Stunden aus seinem Franzosen in einem verlorenen Endspiel gelandet war:
Praktisch zeitgleich konnte Wolfgang Brunner (Brett 2) seinen ersten Punkt für die 2 Mannschaft seit langer Zeit beisteuern (nicht, weil er so lange nicht gewonnen hat, sondern weil er seit Jahren nicht mehr in der zweiten angetreten war). Durch einen Trick konnte Wolfgang als Weißer im Mittelspiel einen gedeckten Mehrbauern auf f7 platzieren, den er zwar später gegen einen anderen Bauern tauschte, was aber an dem ungefährdeten Sieg nichts änderte. Damit war der Ausgleich wieder hergestellt (1,5:1,5):
Gleich darauf steuerte André Schilay (Brett 8) einen halben Punkt bei, nachdem er gegen einen unangenehmen und unvertreibbaren Springer auf d3 lange leiden musste („wie ein rostiger Nagel in Deinem Knie“, pflegte der erste Weltmeister Wilhelm Steinitz solche Monsterspringer zu nennen). Schließlich wagte sich sein König ins Freie, wo er von des Gegners Türmen eigentlich in ein Mattnetz hatte getrieben werden können (Matt in 9!). Doch statt die dreifache Mattchance zu ergreifen, schwang sich Andrés Gegner dreimal in der „Springerschaukel“, was ganz regelkonform zu einem Remis führte (dreifache Stellungswiederholung). Puh, Glück gehabt (2:2):
Eigentlich soll im Turniersaal ja Ruhe herrschen, wenn aber plötzlich Christian Junker (Brett 7) laut „Zeit!“ in den Saal ruft, klingt das wie Gold in Neumarkter Ohren. Christians Gegner hatte beim Berechnen der komplizierten Turm- und Springertaktiken die Schachuhr aus dem Blick verloren und die Bedenkzeit überschritten, was nun mal Partieverlust bedeutet („So ist Rägel“, ruft uns der kürzlich verstorbene tschechische Großmeister Vlastimil Hort aus dem Schachhimmel zu). Die Endstellung war dann zwar zu Christians Befriedigung glatt gewonnen, auch wenn auf den Weg dahin leicht die Dame hätte verloren gehen können. Pa, Schnee von gestern! 3:2.
Nicht gut lief es für den Berichterstatter (Brett 4), der sich in einer lange geschlossenen Stellung auf eine Attacke mit Läuferopfer auf h3 vorbereitete, im entscheidenden Moment aber mit dem falschen Bäuerlein zurückschlug, und dem Gegner so Gegenspiel verschaffte. Geistig ermattet stellte ich 7 Züge später auch noch ersatzlos einen Turm ein, und fand nicht mal mehr die Kraft sofort aufzugeben aber erlaubte meinem Gegner, mich formvollendet zu exekutieren. (3:3)
Der letzte Tumult des Tages ereignete sich kurz darauf (nach 3:40 Stunden) an Brett 5, wo Thomas Hummel in bewährter Manier in schwieriger Stellung Verwirrung stiftete und den Gegner dann mit einer hübschen Taktik aus dem Sattel hob (4:3):
So war es zuletzt an unserem Captain, F.X. Beer, den fehlenden halben Punkt zum Mannschaftssieg beizusteuern. Tatsächlich hatte man bereits nach den 23. Zug die Stellung zum dritten Mal wiederholt, aber keiner hatte zu dem Zeitpunkt das Remis reklamiert (und nachträglich geht das nicht). Tatsächlich hätte F.X. die Partie im 33. Zug bereits für sich entscheiden können, was er aber nicht sah und sie beinahe zwei Züge später fast selbst einstellte, hätte es der Gegner nur gesehen. So kamen sie in ein Endspiel mit Minusbauer für Neumarkt. Nach dem Turmtausch verblieben nur noch Springer und Läufer und so war letztlich auch der Mehrbauer nichts mehr wert: 4,5:3,5!
Der erste, wichtige, knappe und glückliche Mannschaftssieg knüpft nahtlos an die letzte Saison an, die wir mit drei 4,5:3,5-Siegen beendet hatten. Insofern vielleicht ein gutes Omen.
Sagar Shah von Chessbase India hat die zwei Bestplatzierten des Grand Swiss Anish Giri und Matthias Blübaum ausführlich interviewt und ist mit ihnen ihre Partien durchgegangen.
Erfreuliche 17 Klötzchenschieber bilden das Teilnehmerfeld der diesjährigen Stadtmeisterschaft. Mit dabei die ersten 8 der Stadtmeisterschaft 2024: Titelverteidiger Andi Hierl, Martin Simon, Thomas Hummel, Marco Holzberger, Jozef Smyk, und, und, und… Erfreulicherweise ist mit 8 Jugendlichen U25 das Feld ziemlich jung besetzt.
Nun sind in der ersten Runde eines Schweizer-System-Turniers (wo möglichst Punktgleiche gegeneinanderspielen) die Paarungen maximal ungleich (die obere Hälfte der Setzliste spielt gegen die untere), so dass viele der Partien ziemlich kurz waren (um das hässliche Wort „Massaker“ zu vermeiden). Ich will hier daher nur die lehrreichsten Momente kurz beleuchten.
Johannes Hierl vs. Jozef Smyk
Ein denkbar schwieriges Los hat unser „Jojo“ mit Jozef erwischt und er kam auch nicht gut aus der Eröffnung.
Die nach dem 10. Zug von Jozef schaut oberflächlich betrachtet gar nicht so schlecht aus, immerhin hat Schwarz zwei Doppelbauern (und die sind unter Schachspielern etwa so beliebt wie Herpes oder Fußpilz). Schauen wir genauer:
durch die halboffene a-Linie hat Schwarz Druck auf den Bauern a2
vielleicht geht später auf der g-Linie etwas gegen den weißen König
Schwarz hat das Läuferpaar und wenn sich die weißen Diagonalen für den Lc8 öffnen (z.B. nach Tausch auf d5), dann Gnade Dir Gott, Jojo!
Der Plan für Schwarz ist klar: den Bauern nach b4 vorstoßen und damit weitere Schwächen auf b2 oder c3 erzeugen, die dann je nachdem mit Turm Läufer und Springer attackiert werden.
die Zukunft der weißen Springer und des Läufers ist vollkommen unklar. Auf welchen Felder können die jemals Wirkung zeigen?
Springen wir 8 Züge später zur Endstellung, in der Jojo aufgab:
Schwarz hat seine Vorhaben konsequent umgesetzt: der Lf5 ist ein Riese, Lb2 ist nicht mehr zu verhindern und der Bauer auf c3 wird fallen (der Bauer a2 wahrscheinlich auch). Die weißen Springer geben ein Bild des Jammers ab. In dieser trostlosen Situation hätte nur noch die drastische Maßnahme Lxd5 Txd5 gefolgt von Sxc4 ein Weiterspielen erlaubt, wenn auch unter schlechtem Vorzeichen. Darauf hatte Johannes verständlicherweise keine Lust.
An dieser Stelle ist es Zeit für eine
Warnung an alle (zukünftigen) Schachspieler
Es ist unvermeidlich, dass man im Laufe eines Schachlebens (vielleicht sogar des Lebens selbst) an einen Punkt kommt, den unser frischgebackener WM-Kandidat Matthias Blübaum nach einer schwachen Partie gegen Vincent Keymer so beschrieb:“ Ich habe gespielt wie ein Vollidiot.[…] Ich hasste mein Leben…“.Dass er am Ende den größten Erfolg seiner Karriere feiern durfte, hat ihn wahrscheinlich mit sich selbst versöhnt. Friedrich Nietzsche hat das in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ so formuliert:
Aber der schlimmste Feind, dem du begegnen kannst, wirst du immer dir selber sein. Du selber lauerst dir auf in Höhlen und Wäldern.
Aber weil Schachspielen ja vor allem Spaß machen soll, kann man dieser düsteren Aussicht nur einen Glückskeks-Spruch entgegenstellen:
Man kann den Hahn zwar wegsperren, der nächste Morgen bricht trotzdem an.
Ivan Krushevsky vs. Theo Markert
Thea wäre zu Beginn seiner Partie gegen Ivan fast unter die Räder geraten. Allerdings blockierte Ivan seiner Dame alle Rückzugsfelder und gab sie schließlich für Läufer, Turm und zwei Bauern, kein schlechtes Geschäft, wäre da nicht der unsichere König gewesen:
Der weiße König befindet sich in höchster Not. Ein Leckerbissen für Freunde der gepflegten Tatikkalkulation:
der König hat sich gefährlich weit vorgewagt. Allerdings bewährt sich die alte Daumenregel „Dame und Springer setzen immer Matt“ hier nicht ganz.
der Bauer c3 ist unter Attacke und Schwarz will ihn am liebsten mit der Dame verspeisen ohne den König entkommen zu lassen. Das „bequemste“ Fluchtfeld für den König wäre d3, wenn die schwarze Dame die Diagonale b1-g7 verlässt.
Hängt der Sd5 wirklich, oder darf der weiße König ihn besser nicht schlagen? Schauen wir nach: 25…Dg6 (bleibt auf der Diagonale) 26. Kxd5? Dc6 Matt. Also besser 26. Tc1 (es drohte Dc6+ gefolgt von Dxc3) La5 (jetzt wird es eng für den Bauern c3).
Noch interessanter aber auch schwieriger ist gleich 25…La5! 26. Kxd5 b5!! (das muss man sehen, dass nun dem König der Rückzug blockiert ist.) Nun wird es schwierig für Weiß noch vernünftige Züge zu finden.
Ziemlich schwierig und verständlich, dass Theo mit 25…De6 den Springer mit einer Abzugsdrohung deckte. Vermutlich hätte er nach 26. Kd3 Df5+ 27.Kc4 ein Remis durch Zugwiederholung rausholen können, aber wollte mehr und verlor am Ende noch. Schade.
Paarungen
Die 2. Runde findet am nächsten Freitag, 26.09. 19:30 Uhr statt